Dort, wo ich ihn liebe …

Bild zeigt Soléa P.
von Soléa P.

Herbst ist's. Ruhe kehrt allmählich ein,
mein Baum, bei mir, im Herzen daheim –
denn dort, wo er steht und ich ihn liebe,
wird schon bald die Nacktheit siegen.
Dann streifen knöcherne Arme mich,
an Leib und Seele, im Gesicht,
rauschend er, zu mir und nur zu mir, spricht.

Hör ihm zu, wie eh und je –
fortwährend hat er was zu sagen.
Nur im Winter und tiefen Schnee,
wenn seine Äste an Gewicht tragen,
hält er inne und schweigt still –
und einfach nicht mit mir reden will.

Ich gönne ihm diese Pause.
Scheintot ist er, sammelt Kraft.
Schmiege mich zärtlich an seinen Stamm –
der mich noch immer stützen kann.

Lasse alle Schüchternheit fallen
und drück ihn fest an meine Brust.
Flüstere in seine geritzten Wunden,
dass ich ihn schon sehr vermiss.

Seine Kräfte fließen durch mich,
er und ich sind eins.
Niemals hat er mich enttäuscht –
und niemals ließ er mich allein.

Gedichtform: 
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