Gras – Gedanken im April

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Wir sind wie Gras -
wenn man uns niedertrampelt …;
es gibt in dieser Welt das Gras zuhauf -
und kommt ein großer schwerer Sturm,
dann werden wir gebeutelt, sterben -
und richten uns doch immer wieder auf.

Die bunten Blumen: unsre Blütenkinder!
Sie wachsen, blühen und vergehn ...
und werden Gras - und kleine Sünder
und warten hoffnungsgrün wie Gras -
und bleiben meistens - stehn.

Wir wachsen überall, sogar auf Bäumen;
wir hungern, dörren und krepiern wie Tiere:
In vielen Ländern brennen grelle Sonnenlichter ...
Wir waren Blumenkinder, trugen Engelsangesichter;
wir hatten lebensfremde, sanfte Blütenträume
und überwanden manche dunklen Säume.
Jetzt sind wir Gras, gestutzt, ins Kraut
geschossen oder unbehaust und ohne Räume.

Und was in uns gelebt hat und vorzeitig unterging:
ein tiefes Glück, das man im Leben nicht vergisst,
berührt uns manchmal noch wie ein erhabenes Gedicht,
das schon vor Jahr und Tag verklungen ist.

Es gibt immer und überall einen Platz auf Erden - für dich, mein grünes Gras ...

Veröffentlicht / Quelle: 
heute, am 04.04.2017, frühmorgens, gereimt
Gedichtform: 
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