Du hängst an der Nadel

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von Susanna Ka

Du hängst an der Nadel,
mit eingefallenen Wangen
und trüben Augen.
Müde von Kampf.

Infusionsflüssigkeit
sickert in deinen Körper,
vergiftet und rettet dich
gleichermaßen.

Ist die Infusionszeit
vorbei,
bist du allein,
ausgeliefert

einem brennenden Körper
und einer lodernden Seele,
schwankend zwischen
Todesangst und Lebensmut.

Feuersturm der Gefühle.
Wer bist du,
was macht dich aus,
was lässt dich weiterleben?

Da ist ein Kind,
das dich noch braucht,
ein Mann,
der dich verzweifelt liebt.

Kämpfe, bete,
fall‘ vor deinem
Schöpfer auf die Knie.
Wirf‘ dich auf den Boden,

und schreie deine
Verzweiflung
hinaus, deine Angst,
deine Wut.

Zürne mit Gott
und bitte um dein Leben,
bitte um Kraft,
diese Krankheit durchzustehen.

Du gehst
durch die Hölle,
doch es wird dich verändern,
wird dich wachsen lassen.

Und am Ende
dieses Weges
wirst du stärker sein,
als je zuvor.

Gedanken während der Chemotherapie

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