Vor hundert Jahren floh ich
einst aus einer guten Stube,
die lag in einem kleinen Haus
nah bei den Bergen,
tief im Tal.
Ich suchte Ruhe, Andacht,
glaubte, keine andere Wahl
zu haben – herauszukommen
aus den ewigen Gedankensärgen.
Ich lief die helle fremde Straße ganz hinunter
und sehnte mich so sehr nach dunklen Wäldern.
Wie Sonnensterne aus dem goldnen Meer
erstrahlte roter Mohn in den Getreidefeldern;
du warst mir fern und doch so nah.
Uns trennte tausendfach ein Kilometerband.
Mein Herz war wieder übervoll mit 1000 Sorgen.
Ich dachte nie ans Heute, immer nur an morgen.
Der Sturm der Sehnsucht trieb mich an den Waldesrand.
Ich setzte mich auf einen Baumstumpf,
blickte in die hohen Bäume:
Vor meinen Augen tanzten Elfen
mit den Sonnenstrahlen um die Wette.
Ich wusste nicht mehr, ob ich wache oder träume:
Die Waldkulisse spielte eine Operette.
Dann zog ein Sturm auf
und die Bäume neigten sich,
als wollten sie mich warnen,
mehr Schritte in den Tann hinein zu wagen.
Geh' brav ins Ferienhaus zurück,
so las ich von den Blätterfarnen,
du bist noch viel zu jung,
um schon ein Leid zu klagen.
geschrieben am 04.08.2017
Kommentare
Die Poesie in starken Bildern -
Konnte Dein Gedicht fein schildern ...
LG Axel
Dank, Axel, dir für deinen Kommentar;
die Poesie ist immer noch das, was sie war.
LG Annelie
Ein feines symbolhaltiges Gedicht. Wenn man jung ist und voller Ideale, vernachlässigt man das Heute und träumt von morgen, so ging es mir auch. Und das bearbeitete Foto - ist wieder überaus kreativ, ein echtes Annelie-Dokument, schön.
Ganz liebe Grüße - Marie
Danke, liebe Marie, für deinen feinsinnigen Kommentar. Aber ich habe das Foto so übernommen und nicht bearbeitet. Es ist ein Fantasy-Foto, obwohl die Elfe im Wald "in a very good shape" ist, wie der Sexist Trump, der jetzt wohl Urlaub macht - trotz Krisen, sagen würde.
Liebe Grüße,
Annelie