Saurier im Morgenrot ...

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Die Sonnenblume facht die Glut des Tages an;
mein alter Strom, ein Saurier unter seinesgleichen,
streckt die matten Glieder, seine Nebenarme.
Die Flut läuft auf; sie träumt von Landeinnahme,
in ihren Wassern spiegelt sich der rote Himmel wider.

Ein Fischer taucht sein Boot ins frühe Nass:
Die Wellen warten auf ein Ruder, das sie kämmt.
Über das Licht der Bogenlampe streicht das Morgenrot.
Der Mond, ein Bleichgesicht, erklärt die Nacht für tot,
indes das Tageslicht bereits die Städte überschwemmt.

Ein Nebelmantel wandert übers Gras im Tau der Wiesen:
Er sucht die Ufer ab nach einem neuen Horizont.
Am Hafenkai werden die ersten Schollen angepriesen,
paar weiße Segel, einsam noch, der Mond besonnt.

Wie in den müd geschlafenen Adern unser Blut,
pulsiert die Zeit im großen Strom der Ewigkeit.
Gib acht, mein kluges, stilles Kind, sei auf der Hut:
Der Mensch ist bös zuweilen, doch dein Land ist gut.

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