Falls du den Herbst suchst, mein Lieb
Wirst du ihn finden …
Im Schweigen der Blätter
In ihrem Tanz: die letzten Gebärden
Ein Akt der Schönheit:
Weihrauch vom Wind bei freiem Geleit
Bevor er sie in die Gosse treibt
Im luftigen Aug ihr Verderben …
… dann wirst du ihn finden, mein Lieb:
In den Tränen der Bäume
Die ihre Kinder verloren haben
Im weinenden Wind
Und in den stummen Gärten ...
Die Ernte ist eingefahren –
Viel ist nicht mehr zu besorgen
Die verarmten Felder borgen
Nur noch den Krähen und Raben
Fahl wie Asche sind jetzt unsere Morgen
Ein trüber Traum zieht durchs Land
ein bitterer Rauch – im Feuer wird
Blutleeres Laub verbrannt
Falls du den Herbst suchst, mein Lieb,
Such ihn in dir, er kommt näher und näher
Wind schlägt schwarze Äste ans Fenster
Überall siehst du Schatten, Gespenster
In tiefe Erdröhren gräbt sich der Wurm
Reklameblätter wirbeln um den Turm:
Das, mein Lieb, ist die sprichwörtliche
Ruhe vor dem Sturm ...
Wohin aber sollen wir gehen, wenn
die Kälte überhand nimmt und wir
zu ersticken drohen unterm
Gebetsmantel halbseidener Reklame?
Fort –? Oder im Nebelland bleiben?
Fragt mich mein Lieb voller Sorge.
Wir bleiben – im Nebelland!
Sage ich und streiche ganz leis
Über seine Hand, die heute so
Fiebrig ist und ungewohnt heiß
Wir bleiben im Nebelland, mein Lieb
Sage ich, weil selbst im Herbst ich
Kein besseres Land für uns weiß ...