Das ewige Licht

Bild zeigt Alf Glocker
von Alf Glocker

Der Winter aller Seelen steht wie ein Henker
über dem Land, er spricht falsch, und ich denke
an meine Mutter, die nicht verhindern konnte,
daß ein Gott uns die Welt nahm, um einen
gewaltigen Unfrieden auszusäen, in den
Ländern der Erde – denn es gibt Irrsinn pur!

„Habt ihr mich denn nicht angehört, als ich
diese Macht noch nicht besaß, die euch jetzt
tötet, die euch nun niederzwingt, in den Spagat
aus dummen Reden und viel zu später Einsicht,
mit der ihr so viel anfangen könnt, wie mit
verdautem Gemüse auf einem goldenen Teller?“

Was schwebt euch vor? Daß ihr liebevoll,
nein, ganz besonders gut behandelt werdet,
wenn ihr euch die Hände vors Gesicht haltet
und ruft „Siehst du mich noch, Gerechtigkeit?“
Es hat keinen Sinn mehr, zu sich zu kommen,
wenn der Sturm die Gärten zerfetzt wie nichts.

Wen richtet man zuerst hin? Die Denker?
Komm doch, süße Jungfrau und verschenke
deinen schönen Leib, der sich einst sonnte,
im Glanz des Leichtsinns, von dem alle meinen,
er könne uns beschützen, nicht Gen für Gen,
sondern halt unsere verletzbare, feine Natur!

In meinem Herzen spüre ich den tödlichen Stich
und ich fühle mich im tiefsten Innern verletzt,
denn ich weiß: Selbst die Klügsten sind ohne Rat,
ohne ihre weisen Schlüsse, sie geben sich nicht
zufrieden damit, daß wir nun erledigt sind: quitt
mit unseren Freveln wider uns selbst, im Keller!

Schreiber, gib dies nun gewissenhaft zu Protokoll:
Wer sich dämlich und wie von Sinnen gebärdet,
wer seine Zukunft mit fremden Händen gestaltet,
der geht, als Delinquent im hässlichen Büßerkleid,
und hat, ohne Vorsicht, das Schafott erklommen,
er beschreitet die Stufen des ewigen „Lichts“!

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