Als unser Glas noch voll war
maßen wir die Zeit an
Schneckenspuren
und irdene Schönheit an Libellenflügeln
– doch nichts kam DIR gleich.
Faun,
wie entfesselt
spieltest du die Fiddel,
brachtest meine Saiten
zur Krümmung
und faltetest Dimensionen
elffach und mehr.
Vielleicht ist es
das Irren der Sprache,
dass sie stets
mit Missverstand
schwanger ist
während unsere Hände
doch Wahrheit tasteten,
als sie blind
und berauscht vor Glück
über das anderen Gärten tanzten.
– Nektarsatt waren wir
in jenem smaragdgrünen Frühling
und hummelfroh.
Verwunschene Wege trugen unsere Füße
an die Grenze zwischen Elb und Mensch.
Und verborgene Treppen führten
zum Dach der Endlichkeit
bis dorthin, wo Himmelsfeuer glühn.
Uns winkten Nebelspiralen,
blass lavender,
deuteten an wo Heimat wär‘.
Und alle Sterne stieben aus ihren Bildern
als ich dir das Blau
aus der Schwärze des Weltalls pflückte.
Als unser Glas noch voll war,
maßen wir die Zeit nicht am Wein.
Wir legten unsere Lippen ineinander:
einer des anderen Gral,
nicht wissend, was durch unsre Adern flösse.
Vielleicht ist dies das Irren der Liebe,
dass sie beherzt auf Schnecken reist
und es sie dünkt,
Atlas würde das Himmelsgewölbe
ewig auf seinen Schultern tragen.
Anouk Ferez, 1-2017