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von Heide Nöchel (noé)

Das ist jetzt wirklich ungeheuer:
Feiertage ohne Feier!
Ostern ohne „Such das Ei!“ –
wann ist Corona bloß „vorbei“ …?

Kein Kirchgang, kein Besuch bei Oma,
die Straßen still wie längst im Koma,
und etwas noch scheint jetzt zu fehlen:
Man hört nicht einmal Hunde bellen!

Ganz andres, das Besorgnis schafft:
So viele sind in „Einzelhaft“,
denn bei den Kranken, Schwachen, Alten
will Tod jetzt reiche Ernte halten,

selbst bei vermeintlich Starken, Jungen
ist ihm schon mancher Fund gelungen …
Bei so viel negativen Dingen
will Freude nicht so recht gelingen.

Doch etwas ist erwähnenswert:
dass Vögel man jetzt besser hört,
die Luft wird sauberer und klar,
wie es schon ewig nicht mehr war.

Und noch ein tolles Phänomen:
Man kann nachts jetzt gar Sterne sehn,
die schon seit vielen langen Jahren
dem bloßen Aug verborgen waren.

Als Krönung könnte uns jetzt stärken:
dass wir „den andren“ mehr bemerken –
Corona hat uns separiert,
auf dass es zu mehr Nähe führt …

© noé/2020

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