Höllenfluten

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von Heide Nöchel (noé)

Schon mittags senkt der Himmel sich,
die Wolkendecke schließt sich ganz.
Man sieht nicht einen Hauch von Licht
kein bisschen mehr vom Sonnenglanz,
der Rechnungen mit Falschgeld zahlte,
auf dass der Mensch ganz wachsam walte.

Vom Fenster her klopft was dagegen,
schüchtern, vereinzelt, hier und da.
Das jetzt ist sicher mehr als Regen!
Wie Kieselsteine polterts da!
Noch halten es die Scheiben aus,
aber die Furcht schleicht sich ins Haus.

Wohl besser, wenn wir uns jetzt sputen!
Der Bach hat schon sein Bett verlassen,
es strömen erste wilde Fluten!
Die uns kein Hab und Gut mehr lassen ...
Mühsam errichtet, Stein auf Stein -
die Ströme reißen alles ein.

Und in dem wilden Schlammgewühle
das klebrig Trümmerberge deckt,
da weckt Verzweiflung die Gefühle.
Gemeinschaftssinn, der hilft uns jetzt.
Jeder greift zu, ob Kind, Frau, Mann,
beim Nachbarn, der noch schlimmer dran.

Selbst Flüchtlinge, die Hilfe fanden
bei uns, die helfen in der Not.
Und wo die Schlammlawinen branden,
wo neue Überflutung droht,
da kämpfen sie jetzt mit dem Schlick,
sie fragen nicht, sie machen mit.

Wie sinnentleert sind die Versprechen,
"unbürokratisch" heißt es da.
Die Politik, bereit zu blechen?
Vollmundig, leider selten wahr.
Werbewirksam sind sie zu sehen,
in Gummistiefeln, paradegehen ...

noé/2016

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