Abschiedsworte an einen Freund
Man kennt den Menschen lange schon,
von Anfang hat man ihn gemocht.
Man hat mit ihm die Relation
wie eine Kerze mit dem Docht.
Dann geht man auf die lange Fahrt,
man hat Kontakt, doch sieht sich kaum.
Gefühle stehen stets parat,
sie zeigen sich des Nachts, im Traum.
Und trifft man sich, sind beide froh:
"Wie geht's dir, lieber Freund?"
"Ja, weißt du, meistens so und so."
So spricht ein Freund zum Freund.
Dann kommt die Nachricht: "Er ist tot!"
Ein Schock! "Wie kann das sein?"
Die eigne Welt zu wanken droht,
doch schließlich sieht man ein:
Das Leben ist nicht rational.
Das was es gibt, nimmt es uns fort.
Ich hatte einen Freund einmal...
Auch Trauer ist ein schönes Wort.
***
Du kamst zum Ziel des Lebens
im späten Abendrot.
Du lebtest nicht vergebens,
es brachte dich der Tod
ins Reich weitab der Sterne,
wo Liebe herrscht und Wärme
im steten Morgenrot.
© Willi Grigor, 2016
Aus dem Leben
Kommentare
Danke, Willi, für dieses Gedicht. Ich würde sagen: Man kann es kaum fassen, man könnte tagelang heulen und dann immer wieder mal am Tag, und es tut einem unendlich leid, dass man sich nicht öfter gesehen und die Freundschaft nicht besser gepflegt hat. Das fiel mir bei deinem guten Gedicht zu allererst ein.
Liebe Grüße,
Annelie
Liebe Annelie
Die Freundschaft wurde schon gepflegt. Nur man sah sich eben selten. An die freundschaftlichen Fernbeziehungen gewöhnt man sich. Wenn der Tod die Freundschaft dann bricht, ist die Trauer nicht geringer. Danke für deine lieben Worte.
LG
Willi
Der Mensch ist menschlich, da er treibt -
Auf einem Strom, in dem nichts bleibt ...
LG Axel
Ein wunderbarer und treffender Zweizeiler - wie immer.
Danke, Axel.
LG
Willi
So geht es mir seit einiger Zeit immer wieder, Willi, plötzlich ist sie oder er nicht mehr da, und man ist eine Zeit lang tief traurig, kehrt in sich ein und denkt an diesen Menschen, ja, TRAUER ist ein schönes Wort und dein Gedicht bleibt bei mir.
LG - Marie
Themen, die man als junger Mensch nicht hatte.
Wenn ein Mensch, den man sehr mochte, der aber auch lange schwer litt, stirbt, dann kann sich meine Trauer mit Freude und Dank mischen: Er leidet nicht mehr!
Ein starker Mensch, ein Multikranker,
ein Gradeaus, ein Niemalsschwanker.
"Mein lieber Freund", mein guter Schwager,
war Freund des Lebens, nie ein Klager.
Er fiel, war tot, so auf der Stelle,
und öffnete uns eine Quelle
für große Trauer, doch auch Dank:
Er ist im Himmel, und nicht mehr krank.
Mit einer "Gedichtserie" (1/7) ... bis (7/7) ... habe ich seine schwere Zeit - und die danach - begleitet.
Danke für deine Worte, Marie
LG Willi