Ein ganz normaler Pensionär
zeigt sich hier als Pessimist.
Er meint, das Leben ist so schwer,
auch wenn es manchmal freundlich ist.
***
Der Anfang des Morgens ist meistens um acht,
die Nacht gut mit Schlafen und Aufstehn verbracht.
Und schon sind sie da, die gestrigen Sorgen:
Das Leben ist schwer, besonders am Morgen!
Ich wackle zum Bad, doch da ist schon Lotte.
Sie braucht immer lang, drum nenn ich sie "Flotte",
bis sie ihre Füße hat in den Puschen:
Das Leben ist schwer, besonders vorm Duschen!
Beim Frühstücken ist es, ich sage es ehrlich,
auf jeden Fall mindest genauso beschwerlich.
Ich krieg nur ein Brötchen mit einem Wurstendstück:
Das Leben ist schwer, beim Brötchenwurstfrühstück!
Danach geh ich raus zu einem Spaziergang,
ich gehe allein, ich lieb den Alleingang.
Da spüre ich plötzlich den drückenden Stuhldrang:
Das Leben ist schwer beim Heimgang zwecks Stuhlgang!
Die folgende Phase der inneren Leere
zeigt mir dramatisch das Leben, das schwere.
Ich bin jetzt sehr hungrig, die Uhr ist erst elf:
Das Leben ist schwer vor dem Essen um zwölf!
Am Nachmittag bin ich schon wieder gut drauf,
ich geh in den Garten, die Lotte räumt auf.
Im Liegestuhl dösen in freundlicher Stille,
ist mein, doch nicht immer dem Nachbarn sein Wille.
Der mäht seinen Rasen, er kann da nicht warten:
Das Leben wär schön ohne Nachbar mit Garten!
Am Abend doch bin ich in glänzender Form,
denn Essen vorm Fernseher ist dann die Norm.
Bei den Programmen mit Zahlen und Graphen,
ist's eine Freude im Sitzen zu schlafen.
Obwohl es mir schwerfällt, ich muss es gestehn:
Mit Flotte beim Fernsehen schlafen ist schön!
© Willi Grigor, 2016
Sinn und Unsinn