Melancholie im Herbst

Bild von Annelie Kelch
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Wie manche junge Liebe, instabil und unbeständig:
So launisch kommt der Herbst daher im hohen Norden.
Der sanfte Sonnenwind wird streckenweise zum Orkan.
Du fragst: Was ist aus all dem Sommerglück geworden …?
Ich weiß es nicht, mein Lieb – und fang von vorne an.

Herbstregen fällt, die kleinen Frösche werden älter.
Ich wandere durch die menschenleeren Gassen.
Mir fehlt nichts; ich bin nur betrübt und suche dein Gesicht.
Nun ist es kalt, mein Lieb, wart 's ab, es wird noch kälter.
Am Ende einer langen Hafenstraße blüht ein Fensterlicht.

Der Nebel eilt herbei, lässt seine grauen Blicke schweifen.
Nun rieseln Blätter von den Bäumen, nirgendwo ein Schatten.
Und kalte Sterne sehn auf mich herab vom hohen Himmelszelt.
Das halbherzige Glück, wie lieb wir es doch damals hatten;
mein Herz weint; ich bin längst nicht mehr von dieser Welt.

Ein Vogel, dessen Namen ich nicht weiß, singt leis im Park.
Der Herbst bringt Halloween und riesengroße Kürbisköpfe.
Ein Eichhörnchen hüpft zaghaft durch das graue Nebelnetz.
Mir will ein Lied nicht aus dem Sinn, daraus ich Hoffnung schöpfe.
Ach, leicht kann es geschehn, dass man den anderen verletzt.

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Kommentare

13. Sep 2017

Dein wunder-schönes Herbstgedicht, es fließt, liebe Annelie. Danke dafür. "Bei uns im Süden" fühlt ER sich genau so an.

Liebe Grüße - Marie

13. Sep 2017

Danke, liebe Marie, für deinen fließenden Herbst-Kommentar. Du bist wohl auch eine von denen, die nicht stundenlang vor dem Fernseher hocken. Dafür bewundere ich dich - ehrlich jetzt. Ich habe nämlich keinen mehr, gewollt. Sonst wäre ich jetzt wahrscheinlich schon eingeschlafen.

Liebe Grüße,
Annelie

14. Sep 2017

Nein, ich sitze nicht stundenlang vor dem Fernseher, habe aber einen und suche mir gezielt die Sendungen aus, die mir liegen - Politik, Natur, Theater, Oper ... das Abgebot ist groß.

Liebe Grüße - Marie

14. Sep 2017

Dein SCHÖNER launischer Herbst im Norden
hat auch meine Heimat sich von dir geborgen...

Stürmische Grüße in deinen Tag, liebe Annelie
Soléa

14. Sep 2017

Liebe Soléa, ich borge dir gerne meinen stürmischen Herbst. Es ist gut, dass ab und an auch mal die Sonne durch die Wolken schaut, anderenfalls würde ich jeden Morgen beim Aufstehen flüstern: "Bonjour Tristesse" (ein Roman von Francoise Sagan, den ich verschlungen habe im Teenageralter; Solange kennt ihn gewiss auch).

Liebe Grüße,
Annelie

14. Sep 2017

Bilder, die der Herbst nur spricht -
Tauch(t)en auf - pur per Gedicht!
(Mein TV-Gerät im Hause
Ist stets besetzt - von Bertha Krause ...)

LG Axel

14. Sep 2017

Dank, lieber Axel, dir, für deinen Kommentar:
Ich wette, Bertha schaut soap operas,
die sie hinunterspült mit echtem Wodka.

LG Annelie

14. Sep 2017

Da Krause SEIFE ja nicht mag -
Läuft Fußball stur - den ganzen Tag ...

LG Axel

14. Sep 2017

"Argwöhnisch wacht der Mensch über alles, was ihm gehört. Nur die Zeit lässt er sich stehlen, am meisten vom Fernsehen."
Zitat: Carl Pauling, amerk. Chemiker

14. Sep 2017

Die Krause meint, das sei kein Verlust!
(Sie glotzt und säuft total bewusst ...)

LG Axel