(nach Wolfgang Borcherts "Laternentraum")
Wenn ich tot bin,
möchte ich immerhin
so eine Birke sein,
und die müsste am
Waldrand stehn und
jeden davor warnen,
allein darin umherzuspazieren.
Oder vor einem Haus,
worin alte Leute wohnen
und manche Nacht weinen
würde ich wachen
neben einer hellen Laterne
und im Abendwind
zum Trost mit meinen
Blättern rauschen.
An einem blauen See möchte
ich neben einer Bank,
darauf Liebespaare flüstern,
vor mich hin träumen
und meine Äste in das
kühle Wasser tauchen.
Oder so eine sein,
auf die ein Kind emporklettert
und sich im Laub versteckt,
damit niemand seine
Tränen entdeckt,
die auf meine sommertrocknen
Blätter fallen.
Ja, ich möchte immerhin,
wenn ich tot bin,
eine Birke sein
und mit den Vögeln
zwitschern, die in meinem
Astwerk ihre Nester baun.
Kommentare
Tiefgang, Schwermut vielleicht, verfasst dein Eigen-Stil!
Dies' Werk, hat mich ein Film sehen lassen..
Eine Birke stand auch mal vor meinem Wohnzimmerfenster
Erinnerungen, Jahre lang erblickten
Und plötzlich, war sie eines Tages vom Tagtraum reales Tun
gefällt, verschwunden..Da ihre Wurzeln angeblich die Mauer verdrückten
LG!
Lieber Dr. Giller,
danke für Ihren freundlichen Kommentar. Ja, schwermütig war Wolfgang Borchert auch - aber das ist wahrlich kein Wunder.
Und um Ihre Birke tut es mir sehr leid - indes die Erinnerungen kann Ihnen niemand nehmen.
LG Annelie
Liebenswerte Träume, in die ich gerne eintauche. Einfach schön!
LG Monika
Danke, liebe Monika. In Bocherts Welt ging es oft träumerisch und lieb und immer ein wenig meolancholisch zu, wenn man von späteren Werken, den II. Weltkrieg getreffend, absieht. Sein Stil ist unnachahmbar - mit enormen Erkennungswert. Wer sich länger mit seinen Gedichten und Geschichten beschäftigt hat, behält seinen Sound ein Leben lang im Ohr.
Liebe Grüße,
Annelie