Leidenschaft

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von Heide Nöchel (noé)

Leidenschaft ist ihr Verlangen,
beim Sport, im Club und im Büro,
sonst brauch ich gar nicht anzufangen,
im Bett, da gilt das sowieso.

Ich soll nur immer Leistung bringen
und immer guter Laune sein,
zum Dampfhammer wolln sie mich zwingen,
als solcher schlag' ich bald wohl drein.

Mir platzt manchmal nicht nur der Kragen,
wenn ich den Doktor recht versteh;
ich kann nicht mehr viel Schritte wagen,
weil ich mir selbst im Wege steh.

Auch meine Ehe spinnt kein Gold,
da muss ich in die Röhre sehn,
mir ist die Holde nicht mehr hold,
sie will zu einem andern gehn,

der diesen Spielball locker fängt,
und stellt mich damit ziemlich bloß,
denn der "weiß, wo der Hammer hängt".
Die Leidenschaft, die bin ich los ...

Und wenn ich meinen Chef so höre,
in Kürze wohl die Arbeit auch,
und wenn ich die auch noch verlöre,
dann stünd' ich wirklich auf dem Schlauch.

Die Faust nur in der Tasche machen,
das ist, was allgemein man rät.
Mir ist gewiss nicht mehr zum Lachen.
Für mich ist es schon viel zu spät.

noé/2015

Gedichtform: 
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