Hart am schatt’gen Waldessaume, wo die gold’nen Ähren rauschen,
Wo die bunten Sommerkinder Küsse mit dem Zephir tauschen,
Wo des Rehs keusche Augen schauen durch das Blattgehege,
Schläft, von Mittagsglut umflossen, sanft ein Mägdlein auf dem Wege.
Mit der Sonne um die Wette flimmern goldig ihre Löckchen,
Leicht bedeckt die bloßen Schultern von dem arg zerriss’nen Röckchen,
Zärtlich um die braunen Füßchen sich die schlanken Halme schmiegen,
Drauf gleich bunten Edelsteinen Schmetterlinge sanft sich wiegen.
Rings umher nur Bienensummen, holder Elfen Zwiegeflüster,
Weltverloren dringt der Tauben traulich Girren aus dem Düster,
Sich die langen Seidenhaare aus der Stirn die Ähre fächelt,
Alles atmet Glück und Frieden, hold im Traum das Mägdlein lächelt.
Was es träumt, es gleicht dem Bilde, das Natur ringsum gewoben:
Noch von keinem Feind bedrohet, noch von keinem Sturm zerstoben –
Sieht sich glücklich gleich den Blumen, die um keine Nahrung sorgen,
Schwebt auf leichten Vogelflügeln jubelnd in den jungen Morgen.
Sieht in jedem Menschenkinde holder Engel Spielgenossen,
Vom Palaste bis zur Hütte einem Stamme all‘ entsprossen. –
Kinderzeit, mit deinen Träumen führst, in Lumpen oder Seide,
All‘ die süßen kleinen Lämmlein auf derselben Märchenweide!
Lange stand ich vor dem Mädchen in Gedanken tief versunken,
Hab‘ an diesem Unschuldsbilde meine Seele satt getrunken,
Wehrte ab den wilden Knaben, der mit seinem Wanderstecken
Wollt‘, zum Zeitvertreib und Scherze, aus dem Schlaf die Kleine schrecken.
Singend zog er in die Ferne, als ich leise schlich von dannen,
Und es ging ein ernstes Rauschen durch die immergrünen Tannen:
Gönnt der Jugend ihren Schlummer, lasst die Kindlein ruhig träumen,
Glaubt, es wird das kalte Leben niemals seine Pflicht versäumen!
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