Winterruh’

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von Heide Nöchel (noé)

Winter findet immer Ecken,
sich gezielt drin zu verstecken,
weil Kommen ihm nicht sehr behagt,
bloß weil es der Kalender sagt.

Zu schnei’n erscheint ihm großer Mist,
einfach, weil es grad Weihnacht ist.
Die Kinder nur, die tun ihm leid,
sie hatten sich schon so gefreut

und sich die Nasen plattgedrückt,
wer’s erste Schneeflöckchen erblickt –
sie hörten ja die Eltern sagen
von tief verschneiten Kindertagen.

So wird Erinnerung wachgehalten,
und sei es auch nur die der Alten:
Beschaulich war’s, durch Schnee zu stapfen,
die Eisblumen, vom Dach die Zapfen,

und Schlittschuhlaufen, Schlittenfahren …
und Schnee wird tiefer mit den Jahren
und konnte bis zur Schulter reichen …
(das sind dann schon Verklärungszeichen)

Was heute fast kein Kind mehr kennt:
Das Christkind flog im Flügelhemd
und brachte all die reichen Gaben …
Heut hört man Rentier Rudolf traben

und Coca-Colas Werbemann
treibt es mit „Ho-ho-ho“ noch an.
Der Winter schaut von ferne zu,
er hält am Nordpol Winterruh’

© noé/2019

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