Am Deich: das Haus meiner Kindheit und Jugend,
der alte Kastanienbaum an der Auffahrt.
Ich ging in die kleine Schule
am Ende der Siedlung.
Am Schwanensee im Stadtpark:
Der erste Kuss -
wir hatten denselben Weg. -
Am Bahnsteig: die Züge
zu dir, nach Hamburg.
Vor der Marktkirche: ich,
die unglückliche Braut,
in Gedanken bei dir.
Im Hafen: die fremden Schiffe.
Und Sonne über der Elbe
mit Möwengeschrei.
Das kleine Kino am Marktplatz ...
die Konditorei; das Eiscafé.
Die Tanzdiele, in die ich
nicht durfte.
Aber meine allerbeste Freundin!
Hieß Elbe - und quellt noch
so lieblich im Riesengebirge
und strömt noch noch sanft hin zum Meer.
War so tief und verschwiegen,
war so würdevoll, geduldig und still:
Wie bei Nacht meine kleine Stadt -
mein bunter Erinnerungstraum!
Kommentare
Träumerisch schön, eine poetische Aufarbeitung des Vergangenen, ewig Präsenten.
Danke, Noè, ja ewig präsent - weil das Schicksal damals - oder wahrscheinlich schon sehr viel früher - seine Weichen gestellt hat und ich als - mehr oder weniger hilflose - Jugendliche weder die Kraft noch die Gelegenheit hatte, mich dagegen zu stemmen.
LG Annelie