Die rote Feder

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von Lara Preis

die rote Feder schwebt zum offenen Fenster
findet Einlass, landet leise auf ihrem Bett

so gerne würde sie ihr Haar schmücken
doch wo einst prächtige Locken wallten
glänzt jetzt das Haupt im kalten Neonlicht

auf der Station
liebevoll umsorgt
schleichende Schwäche
kranker Lebenssaft
zehrendes Warum

blasse Wände
blasse Kittel
blasses Gesicht

farbloses Gift aus sterilen Beuteln
tropfende Hoffnung bahnt sich ihren Weg
bekämpft die Gefahr, auch deren Gegner

durch eine Nebelwand dämmriger Übelkeit
dringen leicht verwaschene Worte an ihr Ohr
nach quälender Suche und präziser Prüfung
den Spender gefunden mit identischem Mark

tief im Inneren der Vergänglichkeit
werben fremde Zellen um Akzeptanz
ein zartes Bächlein auf dem Weg zum Meer

die rote Feder liebkost den ersten Flaum
verfasst die Geschichte vom zweiten Leben

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