Das Träubchen

Bild von Maik Kühn
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düsteres Gewölk öffnet seine Pforten
mächtiger Donner an friedlichsten Orten
ein nichts ahnender Hang im herbstlichen Saft
getroffen von elektrisierender Kraft

nach dem Unwetter die bittere Kunde
inmitten des Weinbergs klafft eine Wunde
verendeter Rebstock mit weichendem Rauch
ein einsames Träubchen verblieben am Strauch

am folgenden Tage mitleidig gepflückt
später mit seinesgleichen zu Most zerdrückt
doch damit nicht der Bestimmung letzter Schluss
wird das Träubchen zum veredelten Genuss

es sitzt in einem urigen Gemäuer
der stolze Hausherr am wärmenden Feuer
entfernt erwartungsvoll der Flasche Stopfen
gönnt sich entspannt ein Glas vom roten Tropfen

in dem grauen Labyrinth namens Gehirn
erwacht helles Leuchten gleich einem Gestirn
wo er gegrübelt hat an all den Tagen
entsteht jetzt die Antwort auf seine Fragen

als großer Erfinder allerorts geehrt
blieb ihm seitdem weitere Achtung verwehrt
denn die Genialität ruht nicht im Wein
sie entstieg dem Himmel, gefährlich und rein

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