wenn ich hoch fliege

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von Marie Mehrfeld

das Wurzelgeflecht der Angst hab ich gespürt mit dir
und das selige Flüstern im Morgengrau, habe mit dir
die tiefen Töne in hohe verwandelt und allen Hass in

Liebe, den grünen Neid in sanftes Licht, lausche ich
immer noch im Traum dem Takt deines Pulses in der
Mitte der Nacht, jetzt, da mir von unserem Wandern

nicht viel mehr bleibt als der trauerumflorte Blick auf
die Unendlichkeit ferner Wüsten und die unerforschte
Tiefe so vieler Meere, fühlt sich mein Sehen blind an

und ich weine, weine drei Tage schon, drei Tage mit
verschlossenem Mund und drei Tage mit ertaubtem
Ohr, doch hab ich schlafend ersten Schnee gerochen,

bald hellen Stunden sich von selber auf, mein grünes
Hoffnungsgras wird wieder sprießen, und wenn erst
alle blauen Himmel aufgebrochen sind, Störche heim-

wärts ziehen, wird’s nicht kalt mehr sein, dann scheint
gewiss das Abendrot auf die Trümmer der Gedanken
um mich her, und wenn ich dann nur hoch genug fliege,

werde ich mich wieder fühlen, und du wirst um mich
sein, mich umhüllen mit deinem sanften Blick, und wir
lauschen erneut beglückt dem leisen Atmen der Welt

23. Dezember 2019

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