Ein Dichter hat sich eingerichtet
zu reimen was schon „angedichtet“.
Sitzt sinnend, guter Ding‘ daheim,
sucht fröhlich nach verborg‘nem Reim
um sein Gedicht heut‘ zu vollbringen.
Da hört er‘s an der Haustür klingeln.
Ein Freund steht lachend vor der Tür,
lädt den Poeten spät zum Bier.
Der Kerl jedoch ist heut‘ nur Last,
denn Dichten geht nur ohne Hast.
Erdachter Vers ist zwar der Clou
doch plötzlich ist er weg, im Nu.
Vielleicht“ fällt er ihm wieder ein,
beim Trunk im Gasthof „Jägerheim“.
Der Freund, der Grund für‘s „Versversagen“
sitzt dort bereits bei Bier und Klaren.
Der Dichter tut es ihm nun gleich
und trinkt‘s Gehirn sich windelweich.
Sehr spät, so zwei Promille weiter,
kommt er zurück, der Vers, ... noch heit‘rer.
Schnell hat er ihn mit flinker Hand
notiert, bevor der wieder schwand.
Mit Dichterstolz, ganz ohne Sorgen,
freut er sich früh am nächsten Morgen.
und ist auf seinen Vers erpicht,
liest ihn gleich... und versteht ihn nicht.
Der Suff hatte die Ausdruckskraft
bei zwei Promill‘ dahingerafft.
Es merkt der Dichter mit Verdruss:
Wer zuviel trinkt, der schreibt nur Stuss.
So bleibt die Blüte seiner Kunst,
verborgen ihm, ... leider auch uns.
© Horst Fleitmann 2020