wär ich ein Fluss

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von Marie Mehrfeld

wär ich ein Fluss, zög es mich fort zu den fernsten tiefsten Meeren,
versinken wollt ich im klaren Blau, das es bald nicht mehr gibt, noch
will ich leben, besitzlos auf endloser Wanderschaft, im Schatten der

Erinnerung, mich auflösen, möchte ich, ohne Befehl, unsichtbar sein,
Gedanken fangen, bevor sie den Mund verlassen, und auch ausruhen
von mir, und Dir zuschauen dabei, wie Du mich zärtlich mit den Augen

umfängst, und ich Dich, am hellen Frühlingstag, summend am Bach
sitzend, die Füße im glasklaren Wasser baumeln lassen über hellen
Kieseln, Hand in Hand, dann und wann im Dunkel des Winters suchen

danach, was wahrhaftig ist, verengte Blicke der Angst, ob das Ich das
Wir nun verdrängt? der Ruf nach Hilfe im schnellen Wechsel des Jahrs
verklungen, außer mir bin ich, bist Du, die Welt verliert ihren Atem,

hinsehen, unaufhaltsam zieht die tickende Zeit ihre Bahn, Uhren rasen
im Rhythmus des Pulses, engellos klirrende Lieder, scheppern uns an
den Ohren vorbei, Sterne ermattet am eigenem Scheinen, nun begreifen,

was das Neue Jahr will, die Erde, blauer Planet, Wunder an Schönheit,
so unersetzbar, verletzbar, und ich, muss ich? ich muss! mit Dir, mehr
lieben, viel mehr hoffen, handeln, und die Hand von den Augen nehmen

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