Über die vor Kälte steif gewordene Hand
fließt, fast schon wohlig, warmes Blut.
Am Sternenhimmel der volle Mond prangt –
wie durch Watte hört er es schießen,
ist erstarrt, vor Angst still liegend.
Er spürt die Kraft, wie sie ihn verlässt,
den Schmerz, von Kugeln getroffenem Gedärm.
Wimmert, flucht, doch hört sich nicht,
sieht nur am Horizont zuckendes Licht –
Erinnerungen melden sich.
Weit entrückt, den Krieg im Rücken,
fällt er gnädig in sich zusammen.
Ist nicht mehr hier – ist daheim,
frei und unbefangen …
hält sich selbst zum Narren.
Im Todeswahn erkennt er Bilder –
Menschen, ihm zum Greifen nah.
Hört ihre Stimmen und Gelächter,
sieht seine Liebste, mit rotblondem Haar.
Die, wie Blei schwer und blass gewordene Hand,
kämpft und kriecht in die zerfetzte Jacke.
Dort ruht sie am Herzen für alle Zeit,
auf dem Bildnis seiner jungen Frau,
die bei ihm für immer und ewig bleibt …
Kommentare
Das Bild der Liebsten am Herzen
vertreibt die ärgsten Schmerzen.
Hier zeigt der Krieg im Gedicht
sein wahres, scheußliches Gesicht.
Liebe Grüße,
Annelie
Und nicht nur hier, nein überall,
es Schüsse hagelt und dann die Gewalt …
Liebe Grüße zu dir nach Lübeck
Soléa
Brutal und hart wirkt dies Sujet -
Doch Bild und Text sind ganz okay!
LG Axel
Ganz okay, ist doch okay –
wünsche nur, das man (uns) versteht …
Liebe Grüße
Soléa
Das Sterben eines Kriegers, hoch dramatisch und sehr plastisch beschrieben, dazu eine Zeichnung Deiner begabten Tochter, die den Schrecken des Textes ein wenig mildert; Du hast eine unglaublich weit gefächerte Phantasie, liebe Soléa!
Herzliche Grüße zu Dir - Marie
Ja, das Bild, liebe Marie, du hast recht, mildert und soll „ihm“ Friede und in den verbleibenden letzten Sekunden, das Gefühl der Nähe und Wärme geben. Ich wollte es zuerst Schwarz/weiß einstellen, aber es hätte zu viel an „es war einmal“, was es ja nicht ist, gemahnt. Krieg, (noch) nicht überall … und doch überall, Weltweit zu sehen. Es steckt gar nicht so viel Fantasie dahinter, Marie. Es sind Schnipsel in meinem Kopf, oft von Dokumentationen, die ich nach und nach zusammensetze und als fertiges Bild aufschreibe.
Ich wünsche dir einen guten Tag und sei lieb gegrüßt
Soléa
Soléa! Einzigartig tolles Gedicht! Ich habe viel Literatur über den Krieg, das Leben mit diesem Morden und das sinnentleerte Sterben gelesen. Kennst du das Requiem von Britten, wo unter der Erde des Schlachtfeldes ein Soldat dem gegnerischen begegnet, sie sich endlich fragen nach dem Wofür.
Ich kann gar nicht begreifen, wie du als Frau dich derartig in diese Situation hineinzuversetzen vermochtest.
LG Uwe
Lieber Uwe, das Requiem kenn ich leider nicht, gibt es einen Link, wo ich mich darüber informieren kann? Das ich mich in die eine, andere, solche Situation reindenken kann, hat, denke ich, (in meinem Fall) mit Empathie zu tun. Ich fühlte und fühle viel (zu viel?) zwischen den Zeilen, was auch nicht selten ein Nachteil ist, da ich oft die Flöhe niesen höre und graue Mäuse sehe, wo keine sind. Doch der Vorteil ist, ich hab immer an etwas zu kauen :-)
Dir liebe Grüße und eine gute Woche
Soléa
Solange die Zähne halten, liebe Soléa...
Das Requiem ist "modernere" Musik, bei YouTube ist alles zu finden und zu hören, auf Wikipedia stehen mit Bestimmtheit Informationen bereit, denn es ist weltberühmt und nicht umsonst gerühmt.
LIeber Montagsgruß an dich, du liebes Frauenzimmer!
Uwe Männerkeller
Hallo Uwe Männerkeller, sie halten, sind noch (fast) alle echt und vorsichtshalber kriegt der Hund die Knochen :-)
und danke für die Info!
Stürmische Grüße
Soléa
Also: deine Zähne sind okay, aber deine Knochen kriegt der Hund? Soléa, überragend erfreuliche Tierliebe, fein! Frag bitte mal bei Monika an, ob sie auch...?
Tierische Grüße
Uwe