Vielleicht schon morgen ...

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Vielleicht doch endlich – einen Koffer kaufen oder
die Sommer-Shirts aus der Reisetasche nehmen und
nach jener Stadt suchen, darin dich deine Post immer
und ganz selbstverständlich erreichen wird wie
in guten alten Tagen ...

Dort dann, wie blind, im Dunkeln tappen – können
auch noch an hellen Wintertagen im Schnee und
mit der Narrenkappe tief in die Stirn gezogen endlich –
in die Partei eintreten, die dein Lied vom Frieden singt und
vehement in eigener Sache den Kampf beginnen;
Gefühlsketten abstreifen, die sanften Gedanken für ein Jahr
beiseitelegen, die Nachtschatten verscheuchen, den kleinen
Schmerz wecken und ihn hinausschreiben, damit
das Elend der Ungerechtigkeit auf Erden verstumme und
mundtot werde.

Jene Prinzipien wieder einführen, die dir nicht allein
sonntags wichtig waren, und in der Mitte des Landes,
das du lieben wirst, die eigene Mitte, die Kraft und die Herrlichkeit
und ein neues Lächeln wiederfinden, das du einer armen
Fremden schenkst auf dem Bahnsteig noch eine Weile
auf Suzanne warten, die dich „down takes to her place
near the river“ Orangen mit ihr essen und Tee trinken und dann …
im Haus der Beschäftigten die Bücher, die dir nachgefahren sind,
aus den Kartons befreien ohne Hast einen Rosengarten anlegen
und frohen Herzens wieder zur gewohnten Tagesordnung übergehen.
Nicht mehr heute, aber vielleicht, nein, ganz gewiss, m o r g e n …

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