Tod und Wiedergeburt - Frau Holle

Bild zeigt Jürgen Wagner
von Jürgen Wagner

Wenn das letzte Lied verklungen
Wenn das schöne Glas zersprungen
Wenn die Stunde hat geschlagen
Wenn's uns geht an jenen Kragen

Wenn die Lampe ist erloschen
Wenn die Vase jäh zerbrochen
Wenn der Baum ist mal gefallen
Wenn’s uns geht, wie vor uns allen

Geht’s durch jenen alten Brunnen
In den keiner gerne je gesprungen
Vielleicht auf eine grüne Wiese
In die Welt, die nicht mehr diese

Geh'n den Weg, der vorgezeichnet
der schon lange Zeit bereitet
Komm'n ans Haus der großen Alten
Finden Ruhe, dürfen walten

Dienen allen Weltgesetzen
Ohne Plagen, ohne Hetzen
Spür'n die Sehnsucht doch auch wieder
zurückzukehr'n, hernieder

Gehen durch das güld'ne Tor
Vergessen, was da war zuvor
Werden noch mal neu geboren
und vielleicht in Lieb' erkoren

Dürfen das Leben neu beginnen
Unser Lied von neuem singen
Und die Blume mag erblühen
Und die Glut von neuem glühen

Auf dem Tisch die neue Vase
In dem Schrank das neue Glase
Bäumchen wächst heran beizeiten
Die große Mutter wird es leiten

Frau Holle war nicht nur eine Märchen-, sondern ursprünglich eine göttliche Gestalt, die in den geweihten Nächten zwischen den Jahren zuweilen erschien, den Menschen half, sie aber auch prüfte. Sie hütete den Neuanfang des Jahres, aber auch die toten Seelen. Sie war die hohe Frau,die höchste Achtung und Respekt genoß und unter verschiedenen Namen in Mitteleuropa bekannt war.

Veröffentlicht / Quelle: 
Aus 'Frau Holle - eine Würdigung', Berlin 2016
Gedichtform: 
Thema / Schlagwort: 

Rezitation:

Rezitation: Sprecher Max Berghaus, Text und Musik: Jürgen Wagner
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