Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten

Bild zeigt Alf Glocker
von Alf Glocker

28. Schritt

Alles ist Wahnsinn, die Welt und die Zeit,
der Regenbogen, die Illusionen,
die ersten Schritte nach weit und breit
und sämtliche irdischen Daseinsstationen!

Komm und betrachte wie du dich verlierst,
in Sinne, in das verruchteste Treiben,
und wenn du die gängigsten Moden kopierst,
darfst du ein Mitglied der Gesellschaft bleiben.

Vergiss dich, die Erde hat tausend Gesichter.
Das deine ist nicht immer erwünscht, beliebt.
Orientiere dich, sei dein eigener Richter –
Verurteilt, aus der ärmlichen Menge gesiebt.

Aber vergiss nicht, der Wahnsinn ist deiner,
du entkommst ihm nicht – sei ihm treu!
In seinen Augen bist du immer nur keiner –
täglich der gleiche und fröhlich auf’s neu‘!

*

29. Schritt

Elefantenartig grazil verneigt sich die Nacht
vor den Hobelspänen der alzheimernden Giganten,
die mit den Drachenflügeln der Wollust
zu den Sternen aufsteigen, wo sie endlos verbrennen.

Glühe, du Ungeheuer, das ungeheuerlich unerkannt,
im Zwielicht der Von-morgens-bis-abends-Nebel
verbleiben will, um sämtliche geistige Kleinkinder
in einen Sumpf aus Werbestrategien zu lenken.

Wir beten dich an! Alle zusammen: wir erlauben
dem Tod sich dort genüsslich auszubreiten,
wo vorher das Leid der Erfahrung gewesen ist!
Also kümmert euch weiter um nichts und basta!

Das gefällt auch dem Mond und den Wolken,
den Zudecken aus Schafs- und Wolfsfellen,
den Priestern der großen Ställe und des Unfriedens,
der bemäntelt ist mit süßlichen Marzipanspitzen!

Veröffentlicht / Quelle: 
Auf anderen Webseiten
Gedichtform: