Von gestern zu sein ist eine Eigenschaft, die man hört,
sieht und verwirrt verlässt, um von einem Morgen zu träumen –
aber was, wenn Träume zeitlos sind?,
wenn sie nur so aussehen, als kämen sie aus einem
morgigen Nichts? In einer Erwartung findet die eigene
Geburt kaum ihren glitschigen Abschluss. Ähnelt man nicht
einer Schnecke, wenn man auf die Welt –
Ich bin sehr lange schon von gestern, aber nicht so lange,
wie mir scheint, nur urkundlich und im Gemüt, von der
Statur nun auch ein Wenigelchen, um die Augen herum,
aber doch ganz leicht erkennbar nicht aus dem heutigen
dunklen Zeitalter, nicht in der Meinung und im Wert,
nicht in der Billigung verlorener Riten wie der Poeterei,
der Stiftsenkung mit Tinte, dem Ratschen auf Papier,
diese Bewegung hat der Zeit lange gefehlt, doch nun
oh nun wird sie wieder ausgeführt wie lange schon
gelernt. Da ist man allein unter all den Schemen,
die gar kein Lächeln mehren; so hätt‘ ich mir das
End' gedacht, so hätt' ich mir das Aus gedacht.
Hin und hergerissen von den Winkelzügen, man wirft
sich weg, und wo findet man sich wieder? Im Gestern
liegt ein Trost, im wiederholten Lied von einer Schürz‘
gesungen, aber eben auch geweint, wenn Worte sich
durch Zähne spalten und ganz geschmeidig neu vereint
ins kleine Ohr sich pulen, verweilen, bis man's wiederfindt'.
Im Stall steht dieses Gestern, von dem ich bin, von dem
ich komm', und frisst das Heu des Nimmerseins
trinkt das Gebräu des Wimmersteins
ein Altar alter Tage. Der Tränenfluss – wer badet schon
im künstlich angelegten Becken, wenn er sich vollheul'n kann
des Nachts? – treibt sich durch gut sortierten Staub; der ist
sein Bett, sein Lauf, sein Ufer. Und dieser Staub; der ist
Uhr der Uhren, mit Ziffernblättern, die so schön
wie Licht, das sanft den Abend malt.
Ich bin da ganz bei meinem Sinn fürs Kuriose, der mir
sagt, es sind noch Gruben voller Münzen frei, es sind
noch nachts geöffnet' Türen,
die in wilde Kammern führen
es sind noch Wanderkarten dort
mit fixvermaledeitem Ort
dort muss ich mit dem Schlitten geh'n, der Staub durchkurvt,
der nach mir ruft
der Tränenfluss – wer badet schon in künstlich angelegten Becken?