Nach dem Gemälde von Georg Melchior Kraus
Der Augenmensch, Herr Goethe, schaut
zu einer Silhouette,
weil sie, sagt er, ihn so erbaut
und ganz verzaubert hätte.
Er hält am rechten Arm zur Hand
die schwarze Scherenschnitte,
betrachtet stolz sie und gebannt,
ist ganz in seiner Mitte.
Herr Kraus, der Georg Melchior,
der Maler, sitzt zur Linken,
malt gerade an des Dichters Ohr,
lässt kaum den Pinsel sinken.
„Ach Schorsch“, stöhnt Johann Wolfgang da,
„es würde mich erfreuen,
maltest du schneller, hoppala,
würdest es nicht bereuen!
Mein rechter Arm wird langsam schwer,
und schmerzt schon recht gediegen,
lass deinen Pinsel - hin und her -
doch etwas schneller fliegen!“
Da tunkt der Kraus den bunten Quast
mit Schwung in die Palette,
und hofft, dass Hannes sich noch fasst,
bis er beendet hätte.
Die Leinwand ächzt, der Maler stöhnt,
doch mehr seufzt noch der Dichter.
Nun zeige Härte, wer verwöhnt,
sonst gehen aus die Lichter!
Nach einer halben Stunde dann:
das Oeuvre ist vollendet!
Doch zu dem Bild hat Wolfjohann
nie Blicke mehr gesendet...
vcj
Kommentare
Lieber KRAUS als BERTHA KRAUSE!
(Die wütet grad, bei mir im Hause...)
LG Axel