Mutter und Kind

Bild von Horst Fleitmann
Bibliothek

Du, Mutti, kannst Du mich einmal umarmen?
Hörst Du mir zu? Ich hab so viel Fragen.
Hast Du nicht einmal ein Lächeln für mich?
Des Morgens, am Abend oder bei Tisch?

Mein Kind, warum nur beklagst Du Dich so?
Hast Handy, TV, Dein eigenes Klo.
Bist Marken - bekleidet, schön und adrett
und unsere Nachbarn finden Dich nett.

Du, Mutti, ach sag mir was Liebe ist,
warum nur kommst und umarmst Du mich nicht?
Ich hab viele Fragen und so wenig Frist.
Du Mutti, sag mir, warum lächelst Du nicht?

Mein Kind, ich hab Stress, viel Arbeit und Sorgen,
Frage nicht jetzt. Frag mich bitte erst morgen.
Du sollst Dich doch nicht bei mir so beschweren
Ich kann Dir das alles später erklären.

Du, Mutti, die Anderen haben nicht viel
Doch eines gewiss, ihrer Mutter Gefühl.
Warum, liebe Mutti küsst Du mich nicht,
ich will doch nicht viel, will doch nur Dich.

Mein Kind, hör doch auf mich so vieles zu fragen.
Was ist schon die Liebe? Ich kann es nicht sagen.
Geh, schaue TV, da zeigen sie Heute
Sehr viel zum Lachen für Euch kleinen Leute.

Nein Mutti, ich will Deine Nähe, will Dich,
will nur einen Kuss komm und liebe auch mich.
Ich mag Dich doch auch, grad so, wie Du bist,
und ich will jetzt wissen, was Liebe ist.

Nein Kind, hör auf dich so zu beklagen.
Irgendwann werde ich es Dir sagen
Ich hab sie doch selbst nie erlebt, diese Liebe.
Auch ich wäre traurig, wenn´s weiter so bliebe.

Ja Mutti, dann lasse mich Dich doch lieben
Ich bin doch Dein Kind, gerade mal sieben.
Ich schenk Dir mein Lächeln an jedem Morgen
Wirst sehen, es schwinden all´ Deine Sorgen

Du, Mutti, was tust Du? Du weinst jetzt ja.
Ich bin doch bei Dir, bin nur für Dich da.
Ich glaube, ich weiß jetzt was Liebe will meinen:
Vor Freude für uns, Deine Kinder, zu weinen.

Bin ich einmal groß und hab Mädels und Knaben,
dann werde ich eines ganz sicher auch haben:
die Zeit, meinen Kindern viel Liebe zu geben
der Dank wird dann sein, dass sie fröhlicher leben.

Du, Mutti, ich hab Dich so unendlich lieb
Und ich wünsche mir dass es ewig so blieb!

© Horst Fleitmann 2020

Interne Verweise

Kommentare

25. Okt 2020

Eine tolle Geschichte, die auch auf die Überforderung mütterlicher Einzelseele eingeht.
Beruf - Haushalt - Erziehung - Freundschaften pflegen - Weiterbildung/Studium - und und und.
HG Olaf

25. Okt 2020

Aus früheren Fehlern dies gilt zu vermeiden,
wenngleich manchesmal oft auch erst sehr spät
und eh auch dabei viel Zeit wohl vergeht,
in Zukunft fürs Miteinand sich zu entscheiden...

Für Tränen die laufen braucht niemand zu schämen,
Gefühle die kommen in Moll und mal Dur,
letztendlich die Liebe die dabei zählt nur,
daher sollt nach vorn geblickt keiner mehr grämen.

Die Liebe die aufgebracht und die man schenkt,
bekommt man zurück wenn der andere denkt
und sie auch erwidert und ebenso liebt,

ob's von der Mutter nun zu ihrem Kind,
oder Gefühle bei Liebenden sind -
dann macht es Sinn, wenn die Liebe gesiegt!

Mit einem Hoch der Lyrik zu Dir lieber Poetenfreund!
Uschi

26. Okt 2020

Großen Dank für das Kommentar-Gedicht als Sonett, liebe Uschi.
Du hast in allem Recht und hast das auch recht gut zum Ausdruck gebracht.

Herzlichen Dank dafür nochmals mit einem Hoch der Lyrik zu Dir.
Horst

04. Jan 2021

Es tut richtig weh, die Zeilen zu lesen. Als Mutter, als Kind.
Jeder von uns kennt das.
Doch kenne ich keine Mutter im realen Leben, auf die das alles zutrifft - trotz der Enge des Lebens, auch wenn ich weiß: Es gibt sie. Ich kenne jedoch die Väter, die allen "Seelenkram" der Kinder der Mutter überlassen, weil...

Wunderbar einfühlsam beschrieben und deshalb soschmerzhaft für hede Mutter und jedes Kind,