Ich seh aus dem Fenster
und schau Winterpracht,
Heimlich und leis hat's
geschneit, über Nacht.
Der Februarmorgen ist
lautlos und kalt,
Es funkelt und glitzert
der Winterwald.
Ich stehe am Fenster und
lausche der Stille,
Und frage mich: Steckt wohl
dahinter ein Wille?
Es heißt es sei Laune,
die der Natur,
Zufall, erklärbar, schlicht,
einfach und pur.
Ich schaue hinaus, doch
der Blick geht nach innen:
Manchmal ist's eisig auch
tief in uns drinnen,
Erstarrt wirkt die Seele,
wie dick zugescheit,
Alles so kahl und der
Frühling scheint weit.
Ein Herz kann im Eispalast
schwerlich nur schlagen,
Verschlossen, verriegelt,
schon fast wie begraben,
Die Worte gefrieren zu
Winterkristallen,
Die, einmal gesprochen,
nicht wieder zerfallen.
Dann scheint Geist gefangen,
und wirkt wie benommen!
Wie nur der eisigen
Falle entkommen?
Zu Baum, Strauch und Blumen
ist Winter nicht grausam,
Doch Seelen im Schneekleid
verkümmern oft einsam.
So stand ich nun da,
sehr lange wohl schon,
Da wandert mein Blick auf
ein Foto - mein Sohn:
Er kam zu Besuch, 's war spät
und er blieb;
"Mein Schneekönig", sage ich,
"hab Dich sehr lieb!"
08. Februar 2021