Zu leben ohne LIEBE, das helle Licht, sag mir, wer kann’s; ich nicht; bin eine Frau und reich an Jahren und weiß genau, ich hab’s erfahren - ganz ohne zärtliche Berührung hat nichts Gewicht; mir fehlt Verführung, mir fehlt die Hand, die streichelt, ein Blick, der schmeichelt; mir ist so kalt, mir fehlt der Halt, den Nähe gibt, mir fehlt der Satz, dass man mich liebt, dass man mir sagt, wie gut, dass es dich gibt; Distanz muss sein in diesen Zeiten, das weiß ich doch, so muss ich leiden und harre aus in meinem Loch und weine; ICH jedoch meine – nein, das muss nicht sein, sei dennoch froh, du bist nicht Schuld, es geht ja allen Menschen so, hab doch Geduld, sagt mein VERSTAND zu dem GEFÜHL und bleibt dabei gelassen, kühl; zwar wird es dauern, ein Ende nicht in Sicht, doch dich einmauern und klagen, es hilft dir nicht; ich kann dir sagen, was dich versöhnt - wenn das, was du gewöhnt, nun nicht mehr funktioniert, wird halt ein neuer Lebensmodus ausprobiert; willst du den Optimismus nicht verlieren, musst du Corona in den Alltag integrieren; verschicke liebe Mails, schreib Briefe mit der Hand, das alles rät mir mein VERSTAND; mir bleibt nur, seinen Ratschlag anzunehmen und mich vorläufig weniger nach dem zu sehnen, was es zurzeit nicht gibt; ich weiß, dass man sich auch aus weiter Ferne liebt; so schreib ich weiter und bleibe heiter und hoffe insgeheim, dass JEMAND mein Geschreibsel liest und meine Worte zustimmend genießt …
VERNUNFT an GEFÜHL, ein Corona - Slam
von Marie Mehrfeld
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