Mit eigenen Augen hab ich’s gelesen,
das ist vor ein paar Wochen gewesen,
deutsche Geschichte sei nur unrühmlich,
das schien mir einseitig, eigentümlich,
unser Land schaffe sich ab, schrieb er,
das brachte mich zum Sinnieren, sehr …
gab es denn nicht vor vielen Jahren
auch große „Führer“, die gute waren,
ich meine, solche mit hohem Format,
da hab’ ich vor allem den Einen parat,
den Preußenkönig, genannt Alter Fritz,
der hat, und das ist wirklich kein Witz,
befohlen, dass jede Frau, jeder Mann
bau’ in sei’m Garten Kartoffeln an, die
Schulpflicht hat er selbst eingeführt,
denk ich an ihn, dann bin ich berührt,
er hat auch die Toleranz gepredigt, ein
Jeder werd’ nach seiner Façon selig …
passen sie nicht mehr in unsere Zeit,
die „guten Großen“, das täte mir Leid,
doch dieses Land schafft sich nicht ab,
gräbt sich jetzt nicht das eigene Grab,
lässt weiterhin solche Köpfe regieren,
die sich am „Alten Fritz“ orientieren
und nur jene Einwanderer integrieren,
die das Grundgesetz respektieren …
sagt mir die Hoffnung, sie stirbt zuletzt,
das preußische Grübeln beende ich jetzt.
Der „Alte Fritz“ und die Toleranz: Er war dem Zeitgeist entsprechend ein absoluter Herrscher und hat viele Kriege geführt. Friedrich II., der philosophisch und musikalisch hoch gebildete König von Preußen (24. Januar 1712 in Berlin; † 17. August 1786 in Potsdam) wird jedoch der Widersprüchlichkeit seiner Person zum Trotz und zu Recht von den Deutschen auch noch 306 Jahre nach seiner Geburt hoch verehrt. Er betrachtete sich als „ersten Diener seines Volkes“ und hat die Toleranz gepredigt, man nennt ihn den "Großen". „Jeder soll nach seiner Façon selig werden", schrieb er am 22. Juni 1740 und dokumentierte so die (für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes) wichtige Toleranz gegenüber Einwanderern und religiösen Minderheiten. Die aus dem re-katholisierten Frankreich geflohenen protestantischen Hugenotten genossen dabei die größten Freiheiten. Er soll sogar gesagt haben, „und wenn Türken nach Berlin kommen, so wollen wir Moscheen für sie bauen; wenn sie nur unser Land bevölkern“ (Quelle: Aphorismen.de). Selbst über die mögliche Einwanderung von Tartaren hat er nachgedacht, wie man lesen kann. Die Menschen aus anderen Ländern assimilierten sich unter diesem König schnell und wurden gute Bürger des preußischen Staates. Man erkennt sie heute noch an ihren Nachnamen, ein prominentes Beispiel dafür - de Maizière. Der „Alte Fritz“ (oder das Brandenburg-Preußen des 18. Jahrhunderts) - ist ein Beispiel für gelungene Integration in schwieriger Zeit.
Kommentare
Danke, liebe Marie, für Deine Hommage den "Alten Fritz" betreffend; ich finde, man sieht ihm an, dass er klug und intelligent war. Ich las allerdings neulich folgendes: "Friedrich der Große war von seinem Vater seelisch und von seinen Ärzten körperlich verstümmelt. Das erklärt möglicherweise die zahlreichen Angriffskriege Friedrich II., durch die Preußen zur europäischen Großmacht wurde. Während die anderen deutschen Souveräne die Barock-Kultur Tag und Nacht genossen, hatte der Preußenkönig Langeweile und trieb seine Soldaten von einem Schlachtfeld auf das nächste, um wenigstens damit seine Männlichkeit zu beweisen. ... Nach der Heirat bemühte sich Friedrich sechs Monate lang vergeblich, den vom Soldatenkönig geforderten übernächsten Thronerben zu zeugen. Dann brachen die beiden "königlichen Geschlechtskrankheiten" Friedrichs (Syphilis und Gonorrhöe) wieder aus. Die Ärzte mussten sein auch jedem nichtadligen Manne von Natur geschenktes Schwert erheblich verkürzen. Danach hatte seine Durchlaucht eine Neurose mehr. ... Als gesichert gilt, dass Friedrich in seiner mit Tabaksaft besabberten blauen Uniform in seinem schmutzigen Feldbett seinen Dreispitz aufbehielt, das Bett meistens mit einem seiner Hunde teilte sowie wie viele Adlige fließend Französisch sprach ... Das war nun mal die Sprache am französischen Hof und der Diplomaten, weshalb sich noch heute viele Franzosen weigern, eine Fremdsprache zu lernen." Auszug aus "Körners endgültige Geschichte der Deutschen" von Wolfgang Körner, sehr amüsant. Aber wir können mehr als dankbar sein, dass Friedrich die Schulpflicht eingeführt hat, meine ich. Wikipedia schreibt dazu: "Die Principia regulativa des Königs Friedrich Wilhelm I. vom 28. September 1717 wurden für ganz Preußen durch das Generallandschulreglement Friedrichs des Großen von 1763 bestätigt." Und mit seinem Spruch zur Toleranz war er seiner Zeit weit voraus. Allein dafür sollte man ihn lieben.
Liebe Grüße,
Annelie
Danke, Annelie, ja, wir alle kenne seine Lebensgeschichte und seine grausamen Jugenderfahrungen, die ihn geprägt haben, mir ging es natürlich nicht generell um "den Alten Fritz", das Thema ist viel zu komplex für mich, sondern lediglich um einen Teil seines Wesens und Wirkens, seine Toleranz - als Beispiel oder Vorbild dafür, wie man mit Einwanderung schon vor ein paar Hundert Jahren umgegangen ist ... und vielleicht die Erkenntnis, dass Deutschland schon immer ein Einwanderungsland war ...
liebe Grüße zurück - Marie
Einwanderungsland? Meinst Du die Hugenotten in Preußen??
Ja, auch die Hugenotten, aber nicht nur - und auch nicht nur in Preußen, die Völkerwanderung hat schon alles durcheinander gemischt vor sehr langer Zeit, die Römer, auch Wanderarbeiter aus anderen Ländern gab es schon immer, viele von ihnen sind hier geblieben sind, dann die vielen Kriege mit ihren Fluchtgeschichten, dazu kann man im Internet recherchieren, wir sind schon lange kein "rein germanisches", sondern ein bunt gemixtes Volk, man schaue sich die Namen im Telefonbuch einer Großstadt an, und das ist sehr gut so, meine ich, solange man sich auf der Basis des beispielhaften Grundgesetzes begegnet, dieses Gesetz zeigt auch die Grenzen der Toleranz auf, die keine Einbahnstraße sein darf ...
LG zu Dir zurück
Marie
gut gegrübelt!
LG Alf
Danke, Alf
LG Marie
Ja, es gab auch gute Seiten -
Sie sollte man nicht bestreiten!
(Freilich war Fritz misogyn -
Er wollte wohl vor Krause fliehn ...)
LG Axel
das war er irgendwie schon...
besagen geschichten aus dem Privatbereich...
Er war eine zwiespältige Figur, klar, ein eigenartiger knorriger Einzelgänger, kein Frauenliebhaber, ein Opfer der Syphilis und Gonorrhöe, wie die kluge Annelie schreibt, ein Kriegstreiber, vielleicht süchtig nach Ruhm und eventuell auch ein Wegbereiter des unheilvollen deutschen Militarismus mit seinen zwei Weltkriegen, das Deutsche Kaiserreich und sowohl die Nazis als auch die Führung der DDR haben ihn für ihre Zwecke missbraucht. Aber er war auch ein Schöngeist und liebte die Musik und Philosophie – und ich finde, man sollte den Deutschen nachsehen, dass sie ihn dennoch verehren, denn so viele Helden haben wir ja nicht in unserer teilweise schrecklichen Geschichte … ich jedenfalls lasse von dieser Verehrung nicht ab, Punktum ... und mir ging es ausschließlich um seine zweifellos vorhandene Toleranz ...
LG Marie
KRAUSE ist ne eigne Marke,
und ich finde, eine starke,
FRITZ hätte sie hoch verehrt!
Oder lieg ich da verkehrt???
LG an Axel
Marie
Für seinen Vater, den primitiv-brutalen "Soldatenkönig", wär sie ehr was gewesen -
Der "sammelte" ja Riesen! (In dem Fall sogar mit 'nem Besen ...)
LG Axel
Für’n Soldatenkönig, den grausamen Typ,
da wär mir sogar Frau KRAUSE zu lieb …
LG Marie
Es war ja die Zeit der Aufklärung und der Abschied vom Spätmittelalter. Auch die Zeit der Freimaurerei...Dein Nachwort, zu deinem Text, war hochinteressant! Ich hatte mich schon früh für Geschichte interessiert. Und unsere Geschichte zeigt auch, wie sich Dinge wiederholen. Gerade im 18./ 19. Jahrhundert war die Welt im Umbruch: Neue Entdeckungen, neue Machtverhältnisse etc...- wie bereits schon im 16.Jahrhundert: Der Buchdruck, die Reformation, Entdeckung neuer Welten, fremde Kulturen. Heute haben wir ähnliche Umwälzungen, Wechselwirkungen, Entdeckungen und technische Fortschritte zu vermelden. Unser Denken und kulturrelles Miteinander verändert sich. Das wesentliche in der Natur lautet: Assimilation und Anpassung. Integration verläuft u.U. nach diesen Muster ab. Zumindest hat es in unserer Menschheitsgeschichte so funktioniert. Danke dir nochmals! LG
Frank, ich danke Dir für Dein ausführliches Eingehen, hoch interessant erst recht, was Du schreibst, ja, wir befinden uns erneut in einem weiteren gewaltigen Umbruch, der die ganze Welt betrifft, und es stimmt, dass Anpassung und vielfach auch Assimilation notwendig sind, hoffentlich geschieht es auf tolerante und friedliche Weise, dazu kann jeder einzelne Mensch in seinem kleinen Umfeld etwas beitragen, vielleicht auch, indem man sich wie hier darüber austauscht, worüber ich mich freue ... LG Marie
Jeder Mensch hat seine dunklen Seiten, selbst der große Preußenkönig. Wie sollte es anders gewesen sein – nach der Kindheit und Jugend, mit so einem Vater, in jener Zeit. Mir imponiert außer der beispielhaften Toleranz seine Beziehung zur Musik. Er spielte ausgezeichnet Querflöte und musizierte auf Schloss Sanssouci mit Freunden. Vermutlich hat er viel lieber musiziert als Kriege geführt. Er hat sogar Hörenswertes komponiert und hinterließ der Nachwelt 4 Konzerte, über 100 Sonaten und viele Etüden, sehr ungewöhnlich für einen König. Auch dafür bewundere ich den „Alten Fritz“, Marie.
Grüße D.R.
Danke, Detmar, für diese wichtige Ergänzung.
Liebe Grüße - Marie