Schattenmenschen
Aus dem Sog des Schattens
Tritt er an den Tisch
Hölzern, blank gefegt von
Tausend Armen
Um sich nieder zu setzten
Dem Anderen gegenüber
Scharf die Augen auf der Kladde
Punkt um Punkt
Seite um Seite
Haken um Haken
Das Wort Mensch
Ein Tisch, zwei Stühle sich gegenüber
Graues Holz, tief gerieft
Flechten bewachsenes Modern
Zwei Blicke ins Leere
Von Schatten umrändert
Anner Griem / 2011
Zum Gedicht Schattenmenschen
Schatten, der Eigenschatten der nicht beleuchtete, also die der Lichtquelle (dem Leben) abgewandte Seite. Eine Projektion, oder ein Projektionsbild, ergo eine Metapher für Gewesenes, Unheilvolles. Die Kladde. Das Lebensbuch. Das Menschenbuch. Dort werden sie festgehalten, die, die nicht mehr zurückkommen, es kommt eben nur der Eine zurück und setzt sich an den Tisch. Graues Holz, Furchen durchziehen es. Moos, eine längst vergangene Zeit (der lange Krieg). Blicke, von Schatten umrändert: Der Blick in eine graue, dunkle und ungewisse Zukunft.
Anner Griem / 2011