Die Kunst des Nichtdenkens

Bild von Alf Glocker
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Dem Glücklichen schlägt, außer der letzten, keine Stunde – das ist wahr! Und deshalb gelingt es dem Glücklichen auch, alle seine Probleme spielerisch zu meistern – denn er hat keine! Für alle übrigen sieht die Situation jedoch so aus – daß der Einzelne gar nicht mehr in der Lage ist, die auf ihn zukommende Problemflut noch zu bewältigen. Wer denkt, der sieht sich außerstande - auch angesichts der Widerstände gegen die Vernunft - jenen Umstand, der gerne las „Leben“ bezeichnet wird, unter seine Kontrolle zu bekommen.

Es scheint, als bräuchte man neuerdings eine bislang völlig absurde Begabung – die Begabung zum Nichtdenken, denn in ihr liegt ebenfalls das Glück begründet. Es ist also intelligent, nicht intelligent zu sein, die heilige Weisheit, die Hagia Sophia der menschlichen Existenz, fußt demnach auf einer Art Glaubensprinzip: man darf nicht zu dumm zum Nichtdenken sein! Das Nichtdenken ist die Vollkommenheit selbst, der erfüllte Wille eines Gottes, der die Vögel unter dem Himmel ernährt, obwohl sie nicht arbeiten.

Daraus ergibt sich ein bisher noch nie gekanntes Überlebensprinzip: Der Schlaue stellt sich so dumm wie möglich, um 1. nicht aufzufallen und um 2. seinen Anteil vom Gesamtkuchen zu erhalten! Das heißt, er schützt absolut lächerliche Gründe für ein erwünschtes Fehlverhalten vor. Sie lauten „das verlangt mein Glaube“, oder „ich muss das aus Gründen der Würde tun“. Der draus entstehende Wettbewerb ist ebenfalls ein Novum der Geschichte: Wer am dümmsten ist, der ist gleichzeitig auch der Klügste!

Die Auswirkungen auf Gesellschaft und Kultur sind immens. Sie verändern nicht nur die Lebensqualität, sondern selbstverständlich auch die Zukunft. Die verlangte Neubegabung, möglichst gedankenlos zu erscheinen, projiziert ganz neue Wege in die Nebel der Zeit, die noch vor uns liegt. Dort steht die uns bekannte Welt nicht mehr auf beiden Beinen, sondern auf dem Kopf. Nur eines ist gleich geblieben: die List.

Aber ihre Anwendung hat sich dramatisch verändert. Der Listige glänzt nunmehr durch ganz neue Winkelzüge, die eigentlich sofort durchschaubar wären, wäre nicht das Nichtdenken zum herrschenden Prinzip vor dem Handeln ausgerufen worden. An ihm hat sich Politik und Wirtschaft zu orientieren. Heilsam daran ist nur die Abnahme der Leistungsbereitsschaft. Das geschieht jedoch nicht aus Vernunftgründen, damit revolutionäre Geister Gelegenheit bekommen die Gesellschaft zu reformieren, sondern eher aus der echten, respektive einer vorgespiegelten Unfähigkeit heraus.

Jeder bemüht sich deshalb, andere Vorbilder als früher zu verehren. Man schaut sich um ... welche der vielen verblödeten oder verblödet erscheinenden Persönlichkeiten ist real, oder vorgespiegelt, die dümmste? Und wie viele Vorteile kann sie daraus schlagen? Ihr nachzueifern ist ein durchaus lohnender Wettbewerb. Sozialsysteme können nahezu mühelos betrogen werden und „gefährliche“ Menschen, die wirklich leben und nicht nur da sein wollen, dürfen endlich ausgegrenzt werden. Das ist doch schön!

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Kommentare

01. Feb 2017

So hat man doch schon was gelernt!
(Wie man das Denken schön entfernt ...)

LG Axel