Über das Gute im Menschen

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von Alf Glocker

Ich glaube an das Gute im Menschen! Dort, da ganz hinten, muss es sich schief um den Appendix gewickelt haben, um damit das Gewissen, das eine Etage tiefer, im Dünndarm haust, hochzuziehen. Ich habe es selbst gesehen, denn ich bin ein Parasit im Organismus – ich habe den Überblick!

Das Herz eines guten Menschen ist groß. Die ganz Welt hat bequem darin Platz. Deshalb ist ja auch das Gehirn so klein. So winzig klein, daß sogar den Parasiten die Krokodilstränen kommen, wenn sie gerade am Gewissen vorbei schwimmen. Da ist es außerdem ganz schön feucht.

„Alles ist feucht!“, sage ich als Parasit, weil ich mich in meinem Geistessumpf wohl fühle wie im Paradies, das sowieso nur für Helden erhältlich und für Gutes im Menschen frei verkäuflich ist. Auf mich wartet überall eine feuchte Erotik-Welt, in meinem Geistessumpf und in der materiellen Realität, wo die Herzen nur auf mich gewartet haben.

Ich profitiere von allem, vom kleinen Gehirn, vom großen Herzen, vom Gewissen über dem Dünndarm, frei von der Leber weg – mir geht nichts auf die Nieren, denn ich gehe auf die Nieren, über alles hinweg, was mich anzweifeln könnte, denn ich bin ich selbst – und ich werde gebraucht. Der Körper braucht Parasiten wie mich, denn wir arbeiten mit ihm zusammen, wir stellen einen großen Teil seines Gewichts dar, ohne uns ist kein Land in Sicht!

Das kommt daher, daß der Körper ja zum größten Teil aus Wasser (um die 70%) besteht. Das meiste davon ist im Kopf – da komme ich eh nicht hin – aber alles andere an ihm ist sehr stark verwässert. Die anderen Teile sind der Urin und die Fäkalien, wovon wiederum die meisten im Kopf zu finden sind. Naja, ich kann auch nix dafür!

Für das Gute – was immer das ist – ist da also gar nicht mehr so viel Platz. Vermutlich beschränkt es sich auf die Hormone und demnach auf die Triebe, die eigentlich alle Gutes im Sinn haben. Sie wollen essen, trinken, atmen und vögeln, wovon allerdings nur Letzteres mit dem Dienst an einem anderen Menschen etwas zu tun hat ... oder haben könnte (wenn das Gewissen nicht wäre). Man weiß nie genau, was es mit einem anstellt ...

Meine ganz persönliche und ultimative Schlussfolgerung ist deshalb nun folgende: Das Beste von allem Guten im Menschen kann nur das Gewissen sein, denn es ist vielfältig. In jedem Kulturkreis ist es ein anderes. Bei den wenigen Menschen, wo das nicht so ist – das dürften dann so ungefähr, naja, mit viel Glück vielleicht 100 weltweit sein – muss ich mich schwer in Acht nehmen. Die sehen Parastiten nämlich als das an, was sie sind: Fremdkörper!

*

Das Friedensgeschenk

Das Warum ist niemals zu erfahren,
wieso ist ein Warum so fremd?
Nicht mit Büchern, nicht mit Jahren,
nicht ins Büffeln eingestemmt,
lasst sich etwas echt erklären -
gegen das wir uns verwehren!

Wenn wir was nicht sehen wollen,
bleiben wir auf Dauer blind!
Die Zukunft ist ein dunkler Stollen
und durch den Stollen weht der Wind,
der jede Einsicht bald vertreibt -
weil jemand lieber dämlich bleibt!

Daraus erschließt sich ein Darum!
Es macht mit uns, was einem passt,
der geistig wirr ist, denkbar krumm,
der einen sieht, als eine Last,
der sich um Wahrheit stets bemüht -
denn sie ist gar nicht sein Gebiet!

Ein Krummer Hund lebt von der List,
die ihn verschlagen macht und kalt!
Er sieht dich an, weiß wer du bist,
und spricht dich an mit der Gewalt,
die du verabscheust, weil du denkst -
der Welt und dir den Frieden schenkst.

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