Ein frühsommerlich warmer Tag. Die Luft im S-Bahnwagen ist schwül. Ein Zeitungsverkäufer geht durch den Waggon, seine Kleidung, in allen Schichten der Vernachlässigung dünstet einen aufdringlichen Geruch aus. Im jammernden Tonfall wankt er von Sitzreihe zu Sitzreihe und hält die Obdachlosen-Zeitung für einen Euro fünfzig den müden Fahrgästen vor die Augen. „Ich habe seit zwei Tagen nicht mehr geduscht“, klagt er, „denn Duschen kostet am Bahnhof einen Euro.“ Eine Frau hält die Luft an, als er neben ihr stehenbleibt. „Ich würde mich freuen, wenn der eine oder andere…“, leiert er seinen Spruch herunter. „Oder eine kleine Spende bitte für eine kleine Dusche“, jammert er weiterwankend. Die Fahrgäste schauen gleichgültig aus dem Fenster. „Oder für einen kleinen Kaffee.“ Er hält abwartend inne. „Oder für ein kleines Frühstück, nur eine kleine Dusche, bitte, einen kleinen Kaffee – oder ein kleines Mittagessen, einen kleinen Kaffee…“, hallt sein Ruf durch den Wagen, während er immer kleiner und seine Stimme leiser wird.
Zeitungsverkäufer
von Monika Jarju
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Interne Verweise
- Autorin/Autor: Monika Jarju
- Prosa von Monika Jarju
- Prosakategorie und Thema: Kurzgeschichten & Kurzprosa
Kommentare
Klar, dass die Stimme da verhallt,
Wenn hart man auf das Leben prallt ...
LG Axel
verhallte Stimmen werden eines Tages laut!
LG Alf
Sehe ich auch so, da hallt nach,
was aufeinander prallt...
Danke & liebe Grüße,
Monika
Und alle haben sich rausgehalten?
DAS ist gruselig.