Gellend zerriß ein Schrei die Nacht! Eine ältliche Nonne hatte etwas entdeckt: Sie war noch Jungfrau! Aber wer war der Täter? Die Soko „Unbeflecktheit“, oder „Reine Vernunft, Thugenthal“ begann sofort zu ermitteln! Nach längerem Grübeln schloss man den Einsatz von Suchhunden jedoch aus … die Leiche lebte schließlich noch.
In den engeren Kreis der Verdächtigen gerieten sofort der (alte) Papst, sowie die Eltern und sonstige, komische Erziehungsberechtigte des Opfers. Wie festgestellt werden konnte, hatten sich jedoch bereits alle längst durch den Tod ihrer Verantwortung entzogen und der neue Papst sah auch schon nicht mehr ganz taufrisch aus. Es musste damit gerechnet werden, daß er nicht mehr vernehmungsfähig war. (Über „Zurechnungsfähigkeit" lässt sich ja bekanntlich streiten.)
Nähere Nachforschungen ergaben, daß die Klosterschwester zeitlebens nicht gerade verschwenderisch mit sich (ihrem Körper) umgegangen war. Man hätte sie wohl eher „geizig“ nennen müssen. Verehrer hatte sie aber, wie nahezu jede Frau, trotzdem gelegentlich. Die Bezeichnung „besonders attraktiv“ konnte zudem auf ihr Äußeres nicht gut angewendet werden. Und doch …
Allen forensischen Untersuchungen zufolge hatte sie jedenfalls noch nicht einmal einen selbstgemachten Orgasmus erlebt! Wer oder was hatte sie beobachtet? Unter wessen strenger Aufsicht beugte sie sich welchem Diktat? Konnte sie sich wirklich nicht gegen eine eventuelle, dubiose Fremdbestimmung zur Wehr setzen? Was war geschehen?
Der Tathergang kann heute, aufgrund der langen Zeitspanne, zwischen der Verursachung und der Entdeckung des Verbrechens, nicht mehr „befriedigend“ rekonstruiert werden. Commissario Grünetti vermutete deshalb, bereits eingangs der Ermittlungen, einen Rufmord der Libido. Sie sei, so kombinierte er höchstwahrscheinlich sehr treffend, mit sogenannten „Guten Worten“ soweit eingeschüchtert worden, daß sie frühzeitig von uns, respektive vom Opfer ging.
Auch laut propagierte, auf besondere Art leuchtende Vorbilder mögen ihren Teil, durch Blendung des Geistes, dazu beigetragen haben, daß sich diese Menschin selbst pervertierte. Ob hierbei von einfacher, vorgezogener „Sterbehilfe“ gesprochen werden könne, oder ob vielmehr von einem heimtückischen Anschlag ausgegangen werden müsse … darüber hüllte sich der Commissario in Schweigen.
Fest schien demgegenüber zu stehen, daß bereitstehende, idealistisch gesinnte Retterpersonen vorsätzlich abgewiesen und in die Wüste geschickt worden sind, wo sie dann ebenfalls kläglich vertrockneten. So und nur so erhält man den Segen der Macht in diesen dunklen Kreisen. Urbi et orbi!
Aus Mangel an Beweisen, und wohl auch der Unmöglichkeit wegen, die noch existierenden Zeugen ordnungsgemäß vernehmen zu können, hatte Commissario Grünetti nun beschlossen, den Fall abzugeben. Die Aufgabenstellung erschien ihm viel zu abstrakt und logischen Schlüssen abhold. Auch ekelte er sich tatsächlich ein wenig vor der zu erwartenden Lüftung aller Ursachen.
Den letzten Ausschlag hierfür gab der Zustand des Opfers selbst, das sich standhaft weigerte, psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen und so keineswegs zur Klärung des Falles beizutragen. Letzte Notiz des Leiters der Soko „Unbeflecktheit“ in die Akten: Der Zugang zur einzigen ehrlichen Quelle der Wahrheit, dem Unterbewusstsein, muss uns hier wohl verschlossen bleiben!