Natürlich weiß ich, daß ich mich irre – in allem und jedem, nichts anderes hat wahr zu sein. Das ist so, weil ich, was ich denke, nirgendwo gehört oder gelesen habe. Ich beneide jeden darum, das nicht von sich behaupten zu können, aber das hilft mir jetzt auch nichts. Selbst wenn ich irgendwo irgendetwas gehört oder gelesen hätte, ich würde es nicht nachdenken!
Ignorieren würde ich es zunächst, und zwar so lange, bis ich es auf Herz und Nieren überprüft hätte. Dann würde ich es entweder glauben oder nicht glauben. Daraus leiten viele den schlechten Charakter ab, den ich zu haben scheine – und, richtig, wenn ich anfange (etwas) nachzudenken, dann fällt mir das gleich selber unangenehm auf!
Ich kann einfach nicht brav sein! Aber, wer nicht brav ist, der weiß auch nichts! Das haben wir in der Schule nicht anders gelernt und auch später wurde diese Methode überall bestätigt. Es gibt also EIN Wissen! Das bekommt man jedoch nicht einfach sooo. Man muss es sich fleißig erarbeiten.
Vielleicht sollte ich baldmöglichst nichts anderes mehr als diese neumodischen Komödien anschauen ... „Familiengeschichten“, pointenlos unwitzig und von lächerlicher Klischeehaftigkeit. Eine Geschichte, bei der man das Drehbuch quasi, gleich nach dem Beginn des Filmchens mitschreiben kann – den Ereignissen immer einen Schritt voraus.
Nachdem in derartigen Klischeeproduktionen immer das Gleiche passiert, ist das gar nicht so schwer, wie man es gerne aussehen lassen würde. Der Vater ist ein Trottel, die Mutter ist erfolgreich, Sohn oder Tochter ist schwul/lesbisch und die Zukunft hat einen Migrationshintergrund. Die Eltern sind in Therapie, man lebt voneinander getrennt und am Ende wird alles gut.
Warum ich das nicht unbedingt sehen möchte? Vielleicht, weil ich gerne überrascht werden und nicht immer alles im Voraus wissen will. Es genügt mir durchaus nicht, wenn ich mich selbst nicht durchschaue – ich hätte im übrigen Leben auch gerne noch Neuigkeiten kennengelernt.
Und darin liegt nun mein gravierendster, mein ultimativer Irrtum: Ich bin durch mein Eigenleben gestraft. Um dem sinnvoll begegnen zu können, lasse ich mich gerne von einem Weisen aus der Werbebranche aufklären ... Die Antwort auf mein Dilemma lautet: Ich kenne mich selbst ganz genau, und ich weiß im Grunde auch, was ich will – das Gute nämlich!
Das finde ich aber nur, wenn ich aufhöre mir eigene Gedanken zu machen. Denn dann unterliege ich nie wieder der Täuschung, enttäuscht zu werden. Das wiederum aber liegt genau daran, daß ich nichts, aber auch gar nichts beurteilen kann ... womit wir wieder soweit wie am Anfang wären! Ich weiß, daß ich mich irre, in allem und jedem – nichts anderes hat wahr zu sein!