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Ich selbst weiß nicht, wer ich bin, woher ich komme, wer meine Eltern sind und meine Geschwister.
Man fand mich eines Tages nackt am Waldrand, ohne Sprache und ohne Erinnerung an etwas.
Doch das ist lange her …
Wer mich kennt, der weiß auch von meinem Hang zum Mystischen, Okkulten und Dunklen. Ich umgebe mich selbst gern mit geheimnisvollen Dingen, gehe zu Séancen und reise um die Welt, um mir die Schauplätze der größten Geheimnisse der Menschheitsgeschichte anzusehen. Ich kenne mich mit Voodoozauber aus und praktiziere ihn selbst. Sie ahnen nicht, wie viele Menschen anderen Menschen weh tun wollen und sich darum von mir aus kleinen persönlichen Gegenständen der Opfer Puppen basteln zu lassen, um sie dann mit Nadeln zu spicken.
Ich bin wirklich gut in meiner Scharlatanerie, an die ich allerdings sehr glaube.
Ich habe jedoch auch Dinge gesehen, die ich lieber nie erblickt hätte und die jeder normal denkende Mensch ins Reich der Hexerei und Teufelei verschoben hätte, und glauben sie mir, sie würden sich lieber umbringen, um nicht mehr mit den Gedanken an diese Wahrheiten leben zu müssen.
Aber dass ausgerechnet ich, der doch mit allen Wassern gewaschen wurde, von meinem eigenen Leben so überrascht wurde, so dass ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll, ist so ungeheuerlich und abstrus, dass es mir als abgebrühtem Anhänger der schwarzen Kunst eine Eiseskälte über den Körper jagt, die sich mit nichts vergleichen lässt.
Ich kann nicht einmal genau sagen, ob das, was ich hier niederschreibe, tatsächlich wahr ist, aber ich glaube, dass es so war und dies ist so unglaublich, dass ich es niemandem erzählen kann. Alles was ich tun kann, ist das Erlebte aufzuschreiben und meinen Memoiren zuzufügen. Vielleicht werden sie ja einmal veröffentlicht. Sie geben dem Leben nach dem Tod einen ganz anderen Sinn als wir glauben, und ich hoffe, dass ich der einzige Mensch bin, der dieses erlebte und wahrscheinlich immer wieder erlebt.
Obwohl ich ein so genannter Grufti bin, in einem Sarg schlafe und schwarz gewandet aus dem Hause gehe, so dass die Gesellschaft mich meidet, bin ich doch ein umgänglicher Typ. Ich halte mich selbst für nett und offen. Trotz meiner fünfzig Lenze hatte ich jedoch nie eine ernsthafte Beziehung. Das passt nicht zu meiner Lebenseinstellung.
In meinem Hause gehen die zwielichtigsten Gestalten ein und aus, die man sich vorstellen kann. Menschen, denen Körperteile fehlen, entlassene Schwerkriminelle, Teufelsanbeter, weiße und schwarze Hexen, Magier und Leute, deren Gesinnung nicht einmal ich kenne.
Wahrscheinlich ist es darum wohl kein Zufall, dass sich eine Höhere Macht mich aussuchte, um ihre unglaubliche Posse mit mir zu reißen.
Gleich bei mir um die Ecke befindet sich ein großer Wald, so dunkel und tief, dass kaum jemand dahinein möchte. Um so besser ist es für mich,ich mit meinem einzigen wahren Freund, einem irischen Wolfshund, dort hineinzubegeben und meinen eigensinnigen Gedanken nachzuhängen.
Dort gibt es tausendjährige Eichen, die Gesichter zu haben scheinen. Es gibt Legenden um diesen Wald, die besagen, dass in ihm Dinge geschahen, die jenseits aller menschlichen Vorstellungskraft liegen sollen.
Die Menschen sind so einfach in ihren Bemühungen, Dinge, die sie nicht verstehen können, mit wankelmütigen Nichtigkeiten abzutun. Sie ahnen, dass es Tatsachen gibt, die rational nicht zu erklären sind und darum haben sie Angst. Angst ist ein natürlicher Schutzmechanismus des Menschen. Sie liegt in seinen Genen und wurde erstmals geboren, als er in seiner Evolution vor dem Säbelzahntiger flüchten musste oder aber fast starb, als er zum ersten Mal Blitze sah. Ich aber kannte alle Phänomene, rationale wie irrationale. Zumindest glaubte ich das.
Für mich waren dies mehr als genug Gründe, um forsch in diesen geheimnisumwitterten Wald zu schreiten, jedes Mal ein wenig tiefer.
Doch je mehr ich in ihn eindrang, um so mehr verschwanden die rationalen Erklärungen für die Tatsachen, die ich antraf, und die irrationalen gewannen mehr und mehr die Oberhand.
Porky, mein Hund, begleitete mich immer widerwilliger bei meinen Exkursionen, er klemmte den Schwanz zwischen die Beine und sah mich oft flehend an, zurückzugehen.
So kam ich eines Tages nach mehreren Stunden Fußmarsch an eine Stelle, die nicht dunkler, geheimnisvoller und mystischer sein konnte. Ich spürte förmlich die nicht weltliche Energie, die sich an genau diesem Punkt befand. Porky winselte und machte unmissverständliche Anstalten zu flüchten, und hätte ich ihn nicht an eine mir gänzlich unbekannte Baumart gebunden, dann wäre er schon weg gewesen.
Dieses nicht erklärbare, nie empfundene Gefühl der Furcht, das in mir an diesem Platz aufstieg, weckte doch meine Lebensgeister und machte mich klarer als je zuvor.
In den Bäumen ächzte und stöhnte es und manchmal kam es mir vor, als bewegten sie sich oder wollten mir etwas sagen.
Der Hund riss an seiner Leine, zitterte, hatte einen irren Blick und Schaum vor dem Maul, und es wäre von mir als rationalem Wesen sehr böse gewesen, ihn noch länger seiner Pein auszusetzen.
Ich nahm ihn und wir gingen zurück nach Haus. Doch ich nahm mir vor hier wieder zu erscheinen, ohne Porky.
In dieser Nacht schlief ich sehr schlecht, und ich träumte von dem Wald und hörte ihn nach mir rufen.
Mehr und mehr wurde mir klar, dass in ihm etwas war, mit dem ich zu tun haben musste, und dieses galt es herauszufinden.
Nun, in meinem Traum erschien mir eine Sache, die mir in der Realität gar nicht so aufgefallen war, aber hier traf sie mich wie ein Donnerschlag, so das ich auffuhr.
Dieses war so absurd, dass ich es nicht wahrhaben wollte. Ich hatte ES gesehen und nicht wahrgenommen.
Stehenden Fußes schlüpfte ich in meine Sachen und trat Porky auf den Schwanz, weil er sich seit unserem letzten Ausflug nur noch im Haus und in meiner Nähe aufhielt. Ich tätschelte ihn und rannte hinaus in den grauenden Morgen und in den finstersten Wald.
Zweige und Äste zerkratzten mein Gesicht, ich stolperte über Schlingpflanzen und Brombeeren. Ich war wie von Sinnen und eine ängstliche Neugier trieb mich weiter. Jeder, der mich angetroffen hätte, wäre mir wohl aus dem Weg gegangen.
Ich fiel, stand auf, fiel wieder und rappelte mich hoch, immer wieder murmelnd. O Gott, O Satan, O alle Dämonen, bitte lasst es nicht wahr sein. Die aufgehende