Vorstoß B/ Pervers in Gedanken und in Franken - Page 3

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die Bullen nach mir fragen konnten, sonst wusste das zu dem Zeitpunkt eigentlich keiner mehr. Ich zögerte noch zwei Sekunden.

Dann holte ich das Küchenmesser.

Gut, wenn man in so paar Läden mal gejobbt hat und noch weiß, wo alles ist. Ich machte mich über Marie her. Keine Aktion. Ich war aber schon am Zittern, als ich den Gürtel öffnete. Ging Jahrhunderte, dabei war es ein Jeansgürtel. Mit einer großer Schnalle. Klar bei einer so Großen wie Marie. Ich hob ihren Schoß etwas an, sie platschte mir zwischen den Fingern durch und knallte auf den Boden. Das Weib war schon ganz schön schwer, wo sie so groß war. Ihr kennt das, Jeans, die wie geklebt anliegen. Irgendwann hatte ich sie ab. Der Slip, den sie trug, war schwarz (wie oft). Und ganz groß. Eher weit, auch noch für ihre großen Verhältnisse. An der Seite schob ich das Küchenmesser rein und schnitt ihn ab. Ich rollte sie zur Seite und nahm das Teil an mich.

Tja. Schon wahr. Und dann ließ ich sie dort liegen. Von der fliegenden Bierflasche getroffen, die Hose weg, des Höschens beraubt und nicht zugedeckt. Ich war so außer Atem. Wie auch immer. Bei ihr hatte ich noch was gut gehabt.

Ich musste zuschauen, dass ich Land gewinne. Wie ein Wunder, dass in all dieser ganzen Zeit kein einziger aufs Klo gegangen war, um seine Pillen einzuschmeißen.
Und dann lag da auch noch dieses beeindruckende Kärtchen auf dem Fußboden.
„Youssef Charamsine. Export-Agentur? Simsalabim! Sesam, öffne dich!“

Dieser Spruch kam mir bekannt vor.

Charamsine war nämlich der dicke Levantiner gewesen, mit dessen Lieferwagen wir seinerzeit so viel altes Zeug aufs Grundstück nach Ramsberg gekarrt hatten, das Zeug von diesen Marie-Leuten, von ihrer Familie. Herr Charamsine („Scharamsin“ sprach es sich aus, weil es anscheinend Französisch war) hatte jede erreichbare Hand ergriffen und eines von seinen Kärtchen reingedrückt. „Simsalabim! Sesam, öffne dich!“ Das vergisst man doch nicht. Und auf der Fahrt hat Marie mir dann allerlei von dem Sohn von diesem Charamsine erzählt. Er studierte die Oud in München drunten, so eine arabische Zither. Und jetzt, Achtung, dieser Oud-Spieler-Sohn hieß da schon Hussein. Wenn jetzt der Höschen-Hussein dieser damalige Charamsine-Hussein war, dann kannte ich seine Adresse.

Lange Gasse.
Ich machte mich auf den Weg dorthin.
Um so eine Stunde ist Dinkelsbühl völlig ausgestorben und totenstill, wie es überhaupt immer in der Nacht ist (im Winter ganztägig). Ich näherte mich dem kleinen Platz mit der Form eines Dreiecks, wo die Straßen sich gabeln, so Bäume, Bänke, bei der alten Brauerei hinten. Keins von den Häusern hatte Licht brennen. (Bewegungsmelder sind aus konservatorischen Gründen in Dinkelsbühl nicht erlaubt.) (Gut, das ist nicht wahr.) (War nur so ein Test.) (Nein, man muss schon aufpassen und manche Dinge eindampfen, wenn man eine Geschichte aufschreibt.)

Dann stand ich vor dem Haus.

Von ihm und seinem Sohn.

Charamsine auf jeden Fall. Hussein hoffentlich. (Wegen den Strümpfen, Mann, habt ihr’s gefressen? Sonst hätte der Ausflug für mich nicht den geringsten Sinn gehabt.)
Ich besah mir das Klingelschild.
„Charamsine Export-Agentur“, sonst nichts.

Ich griff ans Gartentörlein. Abgeschlossen. Ich schwang mich rüber. Der Garten war zugewachsen. Es roch frisch. An sich bin ich auch ein Mensch guter Gerüche. Man sollte sich davor hüten, es von meiner einen Perversion her zu verallgemeinern. Wenn die Hunde nur nicht Wind bekämen! Ich schlich ums Haus. Im Erdgeschoss brannte noch Licht. Ganz rotes Licht, Schlafzimmerlicht. Das kam von einer eingezäunten Veranda. Die Türe zu dieser Veranda war zu, aber das Fenster stand etwas offen.

Ich taumelte rückwärts.

Der Glatzköpfige war Charamsine, mit einem schwarzen Lederslip bekleidet, schwitzig und haarig wie der Affe. Vor Charamsine stand ein jüngerer, ganz schmächtiger Mann. Hussein, wie mir als ziemlich wahrscheinlich vorkam, obwohl er in einem Sack steckte. Auch er trug unterhalb vom Sack nur so ein knappes Leder-Höschen, aber die weißen Wollsocken hatte er noch an. Mit einem Seil waren ihm die Hände am Rücken befestigt. Er stand nicht auf dem Boden, sondern auf einem Stuhl droben, der recht niedrig war, ein Schemel oder Kinderstuhl. Auf dem Tisch lag eine gefährliche Waffe, eine Pistole. Auf dem Kopf trug der junge Vermummte ein Schnapsglas, welches leer war. Wie diese Frau von William S. Burroughs. (Kennt ihr die Geschichte nicht? Ist mir mehrfach erzählt worden. Der Burroughs war ein berühmter Schriftsteller, dieser Typ, der sich Tarzan ausgedacht hat.)

Kann sich irgendeiner vorstellen, wie man sich vorkommt, wenn man eines Abends, als Erwachsener erst, feststellen muss, dass sich genau solche Spektakeln in Ortschaften wie Dinkelsbühl abspielen! Was immer sich dort abspielte, war ja viel perverser wie ich. Aber. Ich musste es sehen.

Ich musste natürlich dabei sein.

Seine Socken! (Ich erkläre das nicht schon wieder.) Ich hechtete auf die Veranda. Charamsine hörte da schon was. Rapide sah er um sich. Ich war auf seinem Fensterbrett. Ich sah ihn in Richtung seiner Pistole greifen. Und dieser Typ im Sack. Also Hussein vermutlich, Charamsines eigener Sohn, der sah nichts und hörte nichts. Der stand auf seinem Stühlchen oben. Charamsine hatte die Knarre in der Hand, griff sie um, damit er sie fester in beide Hände bekam. Charamsine wollte mich wegballern. Ich sah es alles auf mich zukommen.

Ich hechtete bamms auf ihn selber und haute ihn weg. Der Junge kriegte auch was mit, bewegte sich aber noch nicht. Ich biss das Schwein in seinen Unterarm. Ich schlug die Pistole. Ich blutete hinterher, dieses Mal blutete ich leider. Und seine Waffe schlitterte zur Wandleiste. Ich kriegte sie zu fassen und schmiss mich rüber und sah Charamsine voll in die Fresse, ich konnte das Weiß in seinen Augen erkennen. Ich feuerte einen Schuss ab. Ich sah noch das Weiß und dann sah ich es von mir weg fallen. Charamsine lag wie der Walfisch, den ich besieht hatte. Er lag teils auf mir, teil auf seinen eigenen Beinen. Und er war tot.

Hussein tanzte auf dem Hocker. Er boxte mit den Ellbogen in die Luft hinaus, brabbelte unter seinem Säckchen was, wagte nicht, vom Kinderstühlchen abzusteigen. Ich schob noch am toten Wal, warf einen Blick aufs Loch in seiner Stirn, legte das Gesicht am Fußboden nieder. Die Knarre hatte ich vor allem andern auf den Tisch gelegt. Fingerabdrücke, überlief

*****
[Anmerkung: Die einzeln stehenden, kurzen Sätze sind wörtliche Zitate aus einem Texterforum. Um sie her wurde der übrige Text erbaut. Der seinerzeitige Autor hatte sich Randall_Flagg benannt und ist mir ansonsten nicht mehr bekannt geworden.]

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Kommentare

08. Aug 2018

ein bisschen Bukovski und vermutlich einigen realen Hintergrund...

Gruß
Alf

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