Nichts Schlimmes

Bild zeigt Alf Glocker
von Alf Glocker

Wie es so meine Art ist, schlendre ich gedankenlos durch die Welt und achte kaum auf irgendwelche Alarmzeichen, die man mir vor die Augen zu halten scheint. Ich lasse sie (die Augen) lieber halb geschlossen und ich blicke mich auch nicht gerne um, denn hinter mir liegt eine Vergangenheit, die ich besser andere interpretieren lasse, die dafür ausgebildet sind und sich von daher auch gut auskennen (sollten).

Daß die Welt sagenhaft grausam ist, hat sich, in gut informierten Kreisen, bereits herumgesprochen – aber was man sich seit Kurzem, als offenes Geheimnis, heimlich erzählt, ist wahrhaftig entsetzlich. Die Augsburger haben damit angefangen, nun jedoch kommen Beobachter aus allen anderen deutschen Städten herbei, um einem furchtbar schlechten Beispiel zu folgen. Es geht um wunderschön aufgebaute „Taubenhäuser“, die überall in der Stadt aufgestellt wurden …

Wirklich sehr schön anzusehen, thronen sie auf großartigen Sockeln und sie sehen tatsächlich wie kleine Hotels aus. Die Tauben finden darin Schutz, sie werden gefüttert … aber: sie werden vom sogenannten „Tierschutzverein“ streng überwacht! Tagsüber, wenn alle geflügelten Bewohner unterwegs sind, kommen die Agenten des Vereins, um die Nester leerzuräumen. Es ist einfach furchtbar!

Aber, damit die Eltern nicht enttäuscht sind, legen diese bösen Buben vom Verein falsche Eier aus Holz in die Nester um den Schein für die Altvögel zu wahren. Diese zeigen sich glücklich und frequentieren fleißig die feudalen Unterkünfte. So bleibt der Stadt die sogenannte „Taubenplage“ erspart. In Wirklichkeit ist jedoch kein Vogel illegal. Das gebietet auch irgendwer. Wer hat nun recht?

Ob ich das beantworten kann, weiß ich nicht, oder ich will es auch gar nicht wissen. Eigentlich möchte ich generell nichts weiter erfahren – mir reicht es, was mir im Radio oder im Fernsehen gesagt wird. Notfalls lese ich schon mal ein geeignetes Buch, das man mir allerdings vorher empfohlen haben muss, weil ich mich sonst vielleicht ängstige. Womöglich werde ich darin mit Fakten konfrontiert, die ich nicht wahrhaben möchte.

Fakten wie diese z. B.: über die Bisoninsel der USA im Pazifik. Sie stellt für mich den Gipfel der Grausamkeit dar. Auf dieser Insel leben ungefähr 200 000 Bisons – sie ist sehr groß! Aber sie hat nicht unendlich viel Platz. Deshalb kommen auch jedes Jahr dort die Jäger zusammen und schießen alle Tiere ab, die über der 200 000er Marke liegen. Ist das nicht grauenhaft?! Ich sage: Kein Bison ist illegal!

Wie viele solche unerträglichen Verstöße gegen das Lebensrecht es auf Erden gibt, weiß ich natürlich nicht – ja, ich möchte es nicht einmal ahnen! Ich will meine Ruhe haben und mir keine Gedanken machen müssen, wo wer sein Fressen hernimmt, wenn schon alles aufgefressen ist. In diesem Zusammenhang fallen mir natürlich gleich die Heuschrecken ein. Aber ich denke, es gibt für alles eine „humane“ Lösung!

Jeder, der möchte, oder einfach nicht gefragt worden ist, darf ungestraft auf die Welt kommen! So viel ist absolut sicher! Niemand hat das Recht und wohl auch niemals die Pflicht, dafür zu sorgen, daß dergleichen nicht geschieht. Die gestohlenen Eier der genasführten Tauben sprechen Bände davon. Und: Was soll denn groß passieren, wenn auf der Insel mit dem begrenzten Raum die Bisons zu viel werden?!

Dann ist halt die ganze Welt von Tauben verschissen und überall liegen die verhungerten Rindviecher herum. Das macht doch nichts. Das ist von der Natur, oder – wenn ihr wollt – von einem großen Gott eben so beschlossen! Wir haben keine Befugnis, dagegen einzuschreiten! Die Natur (Gott) regelt das schon … wenn die einen zu viel werden, müssen halt andere weichen! Was denn sonst. Und wer am Schluss noch da ist, der hat „gewonnen“.

Was er gewonnen hat, geht auch niemanden was an! Ob es nun Kühlschränke sind oder der Klimawandel, ein bevorstehender Krieg ums Wasser, ums Essen, um bewohnbaren Boden, das ist doch völlig gleichgültig. Wichtig ist das Prinzip, um das es mir geht. Nichts darf angetastet werden! Was kommt, das kommt – und kein vernünftiger Plan und keine schlaue Erfindung sollte in Erwägung gezogen werden das Schlimmste zu verhindern.

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