Gelenkte Blicke

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von Alf Glocker

Worauf wir unsere Blicke lenken ist schon seeehr interessant! Natürlich, worauf Männer die Blicke lenken, wenn es um Frauen geht ist klar – ich sag's aber nicht! Worauf Frauen ihre Blicke bei Männern lenken ist ebenfalls klar – sag ich aber auch nicht! Manchmal ist es ja besser nichts zu sagen, nichts zu hören, nichts zu sehen, weil man sonst Gefahr läuft, an einen Pranger gestellt zu werden, denn bei uns herrscht Meinungsfreiheit – klar?! Wem das nicht klar ist, der soll das Maul halten, weil es ihm sonst gestopft wird, denn Meinungsfreiheit ist Meinungsfreiheit und zwar immer und überall – verstanden?! Oder gibt es da noch Zweifel? Wer welche hat, der soll gefälligst vortreten, damit wir ihn ein wenig Spießrutenlaufen lassen können, damit er in Zukunft weiß was das ist: Meinungsfreiheit!

Aber was hat das noch mit Blicken zu tun?? Nix!! Oder doch, denn auch Gucken will gelernt sein. Was sehen wir denn, wenn wir uns, im Rahmen der Meinungsfreiheit umblicken? Geenau! Wir sehen Anzüge! Was dennnn sonst?! Einer trägt einen Zwei, drei, oder überhaupt- Reiher. Dann übergeben wir uns! Eine trägt nichts - dann müssen wir uns vorsehen, welcher Gesinnungsgruppe wir tunlichst angehören, wollen, oder nicht wollen, und auch was wir wollen, oder zu wollen haben. Ich find's jedenfalls solange noch schön, wie ich deswegen meinen Kopf aufbehalten darf ... was würde ich sonst mit meinen Hüten machen?! Aaalso, damit wir uns richtig verstehen: wenn sie eine schöne Seele“ hat natürlich nur. Sonst müsst' ich's mir glatt überleeegen.

Nun ja, wir sehen jedenfalls Äußerlichkeiten – Dinge, die jeder haben kann ... oder etwa nicht? Nein? Einer, der arm ist kann sich selbstverständlich keinen Reiher leisten, der ist mehr oder weniger nackt, ob er nun eine schöne „Seele“ hat oder nicht. Dann verdient er sich eben mein Mitgefühl, nicht aber meinen Beifall. So ist das nun mal. Hat aber einer einen Reiher, oder auch sonstige saubere Kleidungsstücke, die auf eine Position schließen lassen, dann ist er Pfundskerl, egal was unter den Klamotten steckt. Dazu gehört das entsprechende Auto, eine Behausung von Format und anderweitiges Material, mit dem man leichtgläubige Durchschnitts-, bzw. Unterdurchschnittsbürger über etwas hinwegtäuschen kann, das als „Wahrheit“ ins Zwielicht geraten ist. Ein verkleideter Affe ist kein verkleideter Affe, sondern einer von uns!

Das gleiche trifft natürlich auch auf Kleidungsstücke an Frauen, oder Geschöpfen, wo der äußere Anschein vermuten lässt hierbei könnte es sich im weitesten Sinne um eine Frau handeln, zu. Hier ist das Blicken allerdings mehreren entscheidenden Kriterien unterworfen, wie womöglich, dem Umstand nichts gesehen haben zu dürfen, dem nichts darüber gehört zu haben und dem nichts darüber sagen zu sollen. Das wäre dann Meinungsfreiheit in höchster Vollendung, weil jeder, der gehört, gesehen und nichts gesagt hat, dazu angehalten war sich zu überlegen, warum er nichts gehört, schon gar nichts gesehen und deshalb auch nichts gesagt hat. Andererseits würde natürlich Gorilla Gorilla bleiben, wenn es nicht ausschließlich nur um die Kleidung ginge und wir uns hätten ansehen dürfen wie das entsprechende Objekt nackt aussieht – also seelisch, versteht sich.

Dann hätte wir ja auch was gesagt, weil wir sagen dürften, daß wir etwas gesehen haben und gehört hätten was das was wir da sahen, in Wirklichkeit ist, wenn es keine Kleidung, sondern nur die Wahrheit trüge. Dann würde sich die Seele nicht mehr verstecken können, sondern kundtun, daß sie nichts mehr verschweigen will. Das wäre dann auch eine Art Meinungsfreiheit – wenn auch die beste ... denn ob die nun wiederum erwünscht ist, ist fraglich.
Kluge Zeitgenossen haben aber doch längst erkannt, worauf es uns ankommt: darauf, daß unsere Blicke, gemäß der Meinungsfreiheit, also sagen (keinesfalls), sehen (vielleicht) und hören (nur was gehört werden will), aktiv werden können. Wie sollten wir uns denn anders zurechtfinden, in dieser Vielzahl von Richtungen, in die man zu blicken hat?

*

Gelenkte Blicke 2

Lasset uns die Blicke lenken,
in ein dichtes Material aus Schleim,
ohne dabei was zu denken -
ganz mit aufgesetztem Reim!

O wir sagen, o wir hören,
o wir sehen Oberflächen,
weil wir auf die Richtung schwören,
bevor wir überhaupt was sprechen.

Und dann geben wir uns vornehm,
dann sind wir ganz Anstand, Sitte,
denn wir sind viel zu bequem
für die „unbedachten“ Schritte!

Alles sollte Taktik bleiben -
wenn wir fröhlich diskutieren,
denn im Reden und im Schreiben
haben wir was zu verlieren!

Viele Artgenossen neiden
uns den klaren, freien Blick -
diesen einmal nicht vermeiden,
heißt: man bricht sich das Genick!

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