Der Tod

Bild zeigt Alf Glocker
von Alf Glocker

Und da ist sie wieder, diese eigenartige Stimmung, dieses lichte Grau der Gefühle! Es wurde auch schon in Kinderzeiten gespürt, dort jedoch für einen Irrtum gehalten ... „wozu sollte ich auf einen Eindruck achten, wo doch das Leben noch verheißungsvoll vor mir liegt?“ Was das Leben verheißt? Eine eigenartige Erfüllung, eine konsequente Umsetzung dieser Stimmung von lichtem Grau? Was liegt darin?

Ist es das Erspüren einer Wahrheit? Dieser einzig existierenden Wahrheit, daß nichts existiert, als eben Stimmung um Stimmung? Es ist durchsichtig, dieses Gefühl, sie ist durchsichtig, diese Stimmung! In ihr lässt sich das Universum erspüren – und alles, was dahintersteckt ... Illusionshaufen: Galaxien aus verwehenden Träumen, die man mit dem Teleskop ausfindig machen kann!

Daneben steht das Teleskop der Hoffnungen, die alle aus
derselben Quelle entspringen – dem Sein. „Ich bin doch da ... was also mache ich mir Gedanken?“ Wo man sich aufhält, da gilt das Gesetz der Beschäftigung, der Triebe und Wünsche. Da ist die Liebe am Machen, das kreißt nicht nur der Bär, da ist der Kreißsaal des Lebens, da fließt Blut ... und zwar nicht nur in den Adern!

„Geh nicht weg“, sagt ein Stimme, die mir so vertraut ist, daß ich immer wieder glaube, sie noch niemals gehört zu haben. Sie weiß über mich Bescheid ... sie weiß, daß ich nichts weiß, aber gerade darin scheint die Romantik zu liegen. Flöge ich sonst nicht sofort weg – in ein Nichts aus anderen Gedanken, die mir eine Heimat im Traumland geben?! Dort, in einem Land, wo ich bewusst träumen kann? Das zu suchen ist meine Aufgabe und deshalb bin ich hier, im Bann dieser lichtgrauen Stimmung.

Stellt sie das höhere, das allumfassende Wissen dar – das Wissen, daß es nur da etwas zu erfahren gibt, wo man nichts weiß? Beuge ich mich dem Beschluss der Geister des Universums und verstecke mich in den galaktischen Nebeln der Zeit? Ich könnte beispielsweise aufhören zu atmen ... Ich könnte aufhören zu essen, zu trinken, zu lieben. Ich könnte mich zu einem Geistwesen hochstilisieren, dessen Zentrum das Nichts ist – und auf diese Weise könnte ich mich quasi selbst anbeten.

Aber was wäre ich dann? Eine Vorstufe der Nichterfahrung? Und – schlösse das dann die universelle Weisheit in sich ein? Selbstverständlich – wer das Nichts in sich trägt, der braucht keine lichtgraue Stimmung mehr, um sich mit einer Gegenwart zu konfrontieren, die gegenstandslos ist, da er und alles, was ihn ausmacht, ebenfalls gegenstandslos ist. Ich wäre zu eben der lichtgrauen Stimmung geworden, die ich – sinnigerweise – so oft verdrängen kann, bis mich ihr Hintergrund eingeholt hat ... die Antriebskraft allen Seins ...

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