Natascha war Deutsche. Nicht weit von Hamburg wurde sie groß. Ihr Vater, ein Seemann, weckte in ihr diese Sehnsucht nach dem Süden. Mit knapp dreißig war ihre Ehe gescheitert, ihre Unruhe groß genug, sie fuhr los, ohne Ziel. Der Zug war übervoll, junge Männer scherzten ihr Komplimente. Es wurde ihr zu viel und sie stieg aus.
Und so, eines Abends in Alberto's Trattoria, bekam der kleine Tisch unterm Feigenbaum einen neuen Stammgast.
Lange rotblonde Haare, ein blasses Gesicht, müde ihr Blick - viel zu müde und ungeheuer blass !
Rosina sah sie, verliebte sich auf der Stelle, verstand im Bruchteil einer Sekunde, spürte ihr Herz und dachte: Alle müssten es klopfen hören.
So war es besiegelt.
Es würde keinen weiteren Alberto geben. Ihre Mutter war zu alt, und Sie , ja Sie ...
war schwanger mit der Liebe ihres Lebens.
Mag sein es lag an der Autobahn? Gut und gerne drei Stunden Fahrt zum nächsten Anschluss. Es verirrten sich selten Touristen ins Dorf, trotz der neuen Bahnstation; dementsprechend gering war das Angebot an Herbergen. So wurde die Frage nach einem Zimmer herumgereicht. Das kleine Hotel war voll mit Arbeitern - der Hafen sollte ausgebaut werden. Ein großes Projekt - wahrscheinlich für Jahre.
Rosina kümmerte sich und fand schließlich Platz bei Peppo, seine Söhne waren längst ausgezogen und mindestens eines der Zimmer stand leer.
Selten flink, mit Besen und Staubtuch bewaffnet, richtete dieser das große Zimmer. Er riss die Fensterläden auf, stellte einen Krug Wasser auf den Tisch und legte ein paar Pfirsiche dazu. Peppo war aufgeregt - Gäste waren selten - und er freute sich.
Geschichten vom Monte di Luna
Unter diesem Titel entstanden ein paar Kurzgeschichten, oft nur Momentaufnahmen die ineinander greifen...