Freuden- und andere Häuser

Bild von Alf Glocker
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„Alles hat seine Zeit“ - „es kommt wie's kommen muss“ - und: „Jeder steht auf seinem Platz“. So sagt uns die nie versiegende Weisheit des Volksmundes ... das ist leider nur Kauderwelsch. Aber manchmal ist er schon auch verwirrend deutlich, der gute Volksmund. Oder kommt so manches gar nicht aus dem Volksmund? Was zum Teufel ist denn ein „Freudenhaus“? Ein Haus, in dem man sich getrost freuen darf? Ist das so etwas wie ein staatlich ausgewiesenes Erholungsgebiet? Heißt es dort „Antreten zum Erholen?“ (Offenes Feuer und Grillen verboten?) Und im Freudenhaus gilt dann: „Antreten zum Freuen“?

Sich woanders zu freuen geht wohl nicht? Vermutlich, denn im Freudenhaus geschehen offenbar Dinge, von denen Mann nicht gerne erzählt. Nirgendwo sonst kann er sie erleben? Und die Freuden haben anscheinend ausschließlich mit Frauen zu tun? Ein Mann kann, darf, soll sich nicht erfreuen – außer eine Frau verschafft ihm die Freude. Aha! Deshalb gibt es also heutzutage so wenige Männer – weil die meisten mit Bastelsachen, Eisenbahnen und Drachen spielen, die man auch steigen lassen kann. Außerdem haben sie sich um ihre Familien zu kümmern ... das ist wohl keine Freude?!

Kein Wunder also, daß viele Männer gar keine Familie mehr wollen. Geht es den Frauen denn nicht um die Freude der Männer, sondern um etwas ganz anderes? Sie geben sich nicht einfach „so“ her! Jedenfalls nicht in unserem Kulturkreis (jetzt versteh ich die anderen ... Kulturkreise). Oder wenn sie sich hergeben, dann haben sie bei den übrigen Frauen einen fragwürdigen Ruf ... denn nur ein „Mann“, der nicht sehr viel Freude empfindet, sprich findet, ist ein guter Mann. Das erinnert mich irgendwie an den blöden Spruch mit dem Indianer ... “nur ein t...“ usw. Sind Männer zu Indianern geworden? Nicht alle natürlich – nur wieder die aus unserem Kulturkreis.

Bei uns muss eben alles seine Ordnung haben ... die Waisen sind im Waisenhaus, die Frauen sind im Frauenhaus, aber auch im Freudenhaus (aber nicht alle, denn sonst würden sie sich ja einfach so hergeben), wo die Männer Freuden finden können, wenn sie „ganz besondere“ Ansprüche haben und die Herren und Damen sind im Herrenhaus, wo die betuchten Familien residieren, deren Väter sich demonstrativ um ihre Familien kümmern und manchmal, wenn sie besonders frustriert sind, ins Freudenhaus gehen. Für arme Männer gibt es kein Freudenhaus. Für sie gibt es aber auch kein Männerhaus, wohin sie flüchten können und auch kein Waisenhaus, wenn sie von allen (guten Geistern) verlassen sind.

Denn alles hat seine Zeit und alles hat sein Haus, nur das Haus Gottes ist herrenlos und frauenfeindlich, ohne Freuden, ohne Familien, denn dieses Haus ist ewig steril. Da kann man nur hingehen, wenn man etwas beichten will, z.B., daß man als Mann im Freudenhaus war, weil Mann sich das leisten konnte und dort Frauen traf, die nicht männerfeindlich sind (außer Mann hat sie geraubt und gezwungen „Freuden“ zu spenden). In diesem Fall ist das Freudenhaus gar kein Freudenhaus, sondern eine Hölle – in der sich entweder nur Blöde erfreuen, oder eben Männer ohne besondere Ansprüche. Wie könnte der Anspruch auf das Leid eines anderen auch etwas besonderes sein? Trotzdem bleibt der Name bestehen – ungefähr so wie beim „Hohen Haus“, wo nicht selten auch ganz niedrige Beweggründe vorherrschen. Kreisch!

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Kommentare

14. Nov 2016

Ein Essay, der Freude macht!
(Das Bild ist eine wahre Pracht!)

LG Axel

15. Nov 2016

:-)))

Vielen Dank, die Kommentare
waren rundherum das Wahre!

LG Alf