Die völlig freie Entscheidung

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von Alf Glocker

Der Mensch braucht, um sich frei entscheiden zu können, um also sein Schicksal selbst zu bestimmen, einige Hilfen, vonseiten der Natur. Was wäre er ohne sie?! Könnte er sich frei entscheiden und sein Schicksal selbst bestimmen, wenn er keinen Launen unterworfen wäre? Manche meinen, gerade dann, aber wie sollte das gehen??

Es entscheidet sich wahrhaftig frei, wer keinen fremden „Entscheidungshilfen“ ausgesetzt ist, möchte man meinen. Bleibt die Frage, wo eine solche Entscheidung stattfinden sollte? Im Kopf jedenfalls nicht! Denn dort herrschen alle möglichen Einflüsse VOR!

Welche? Näher betrachtet können wir schon einmal Folgendes behaupten: Kaum einem wird es gelingen, mit dem Atmen aufzuhören! Das setzt schon einmal Maßstäbe! Trinken und Essen folgen dem Atmen auf dem Fuß. Der Mensch, kein Wesen, kann sich dafür entscheiden, mit Trinken und Essen aufzuhören ... wenn es nicht sterben will. Außer natürlich, es/er hat sich gegen das Leben entschieden.

Das wäre dann allerdings die letzte freie Entscheidung gewesen. Solange man lebt, kann man es sich (nicht) aussuchen. Frisch beatmet, gut getrunken und gegessen müssten jetzt aber doch die freien Entscheidungen einsetzen?! Weit gefehlt – dann treten die Gedanken an Liebe zutage. Ob das echte „Gedanken“ oder Gefühle sind, bleibt ungeklärt. Um freie Entscheidungen handelt es sich dabei aber wieder nicht, da Sehnsucht und Leidenschaft im Spiel sind.

Was heißen soll: Die Gedanken sind vorgeprägt! Auch wenn wir uns nicht wohl befinden, ist es sehr schwer, sich für oder gegen etwas frei zu entscheiden, da wir ja von massiven Bedürfnissen erfüllt sind, wie auch dem Bedürfnis zu gesunden. Das ist übrigens bei auch Wetterfühligkeit der Fall, die sich auf eine „freie Entscheidung“ sehr hinderlich auswirken kann.

Selbstverständlich kann sogar das Wetter selbst unsere Entscheidungen stark beeinflussen – niemand wird sich, bei Dauerregen, für ein Sonnenbad entscheiden (können), außer er spinnt. Eis, Schnee, Überschwemmungen, Kriege, Vulkanausbrüche, Erdbeben, unerträgliche Stimmungslagen des Chefs, oder ekelerregende politische Zustände, verhindern ebenfalls jedwede, gerne aufkommen möchtende freie Entscheidung – um es einmal kompliziert auszudrücken.

Genauso wie Naturkatastrophen verhindert auch ein mangelhaft funktionierender Verstand die Möglichkeit zur freien Entscheidung, weil ein solcherart ausgestatteter Mensch gar nicht beurteilen kann, wer oder was ihn jetzt zu dieser oder jener Entscheidung motiviert hat.

War es ein Dogma? War eine momentane Übelkeit? Ist man vom blanken Neid zerfressen, ist man unbeabsichtigt in eine Auseinandersetzung geraten (für die man sich nicht frei entscheiden hat)? Oder gelingt es uns gerade, das Herz eines begehrten Partners zu erweichen? In all diesen Fällen reagiert der Mensch mehr vollautomatisch als frei.

In sich hineinhören wäre die logische Konsequenz daraus, um festzustellen, von wem man gerade wieder manipuliert worden ist und warum man um eine freie Entscheidung „elegant“ herumgekommen ist. Was bleibt uns demnach übrig? Richtig, wir behaupten einfach, wir hätten uns frei entschieden – denn damit haben wir wenigstens unsere persönliche Ehre vor dem Untergang gerettet. Bravo Menschheit!

Nein, Stopp! Alles wieder auf Null (0) zurück! Man/frau darf eben nicht alles so ernst nehmen. Deshalb einigen wir uns jetzt auch am besten, in aller Heiterkeit, darauf, daß eine freie Entscheidung immer dann stattfindet, wenn man nicht direkt von jemand oder von etwas Bösem, oder Verlockendem, ganz offensichtlich, zu etwas gezwungen wird. Harharr!

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