Die Seele des Staates 40

Bild von Alf Glocker
Bibliothek

(der ferne Planet)

Nun habe ich Lust zu fantasieren, Geschichten zu erzählen, deren Urgrund im Dunkel der näheren Zukunft noch verborgen liegt. Ich aber, die Seele vieler Seelen, verspüre die Aktivitäten meiner Kinder, wie die Erdkruste das leichte Rumoren vor einem baldigen Vulkanausbruch verspürt. Ich genieße dieses Kribbeln – weiß ich doch, daß es auch um mein weiteres Vorhandensein geht. Doch, hört mir einfach mal zu…

Als man ihn fand, war man zu Tode entzückt und in Panik erfreut, denn er lag dort, wo ihn keiner zu finden gewagt hatte: hinter allen Horizonten der Welt! Wer sich mit ihm befasste, dem kam alles, was er zuhause erlebte fremd und unwirklich vor, denn auf seiner Oberfläche, die eigentlich unter der Erde lag, geschah nichts Unüberlegtes. Alles verhielt sich in einem sensiblen Gleichgewicht zueinander!

Der Himmelskörper erschien zwar von außen gesehen, unbelebt, zumindest was intelligente Wesen anging, doch er wies gewaltige Hohlräume auf, die eine, auf ihm befindliche Zivilisation schützen konnte. Darin schien alles, was man zum Überleben benötigte, vorhanden – es waren Inseln der Weisheit, die von Weisen bevölkert wurden.

Luft- Und Wasserfilter sorgten für eine ausreichende Versorgung, zumindest was eine stets gleichbleibende Zahl ihrer Bewohner anging. Ein Wachstum des Fleisches war nicht vorgesehen – es hätte sich verheerend ausgewirkt. Und die Bewohner wussten Bescheid! Sie hatten erlebt, wie sehr zügelloses Wachstum entgleisen kann.

Von uns aus gesehen liegt der Planet quasi gleich um die nächste Ecke. Wir steuern direkt auf ihn zu und wir werden ihn bald passiert haben. Eine Begegnung mit ihm ist unumgänglich! Aber keine Angst, wir werden nicht mit ihm kollidieren, es wird sich nur alles in ihn verwandeln! Das hat aber nichts mit Metaphysik zu tun!

Nein, nichts damit, obwohl er aus unseren Träumen auftauchen wird, so, als sei sein Erscheinen märchenhaft, wie die Geschichten aus Tausend und einer Nacht. Er wird kein Geschenk sein, für unsere Gebete, kein gelobtes, aber ein erreichtes Land und er wird so deutlich sein, wie alles vor ihm, obwohl man immer behauptet hat, sein Vorhandensein sei nichts weiter als ein Hirngespinst!

Seine Entstehung ist keiner Supernova, keinem kosmischen Nebel zu verdanken, nur dem Nebel in uns und dem, in unseren Vorfahren, die ihn zu einer Zeit schon erschaffen haben, als wir noch fest davon überzeugt waren, wir bräuchten ihn nie. Für die meisten unter uns, existiert er jedoch höchstens als fahle Ahnung – als winziges Licht, in der Finsternis kollektiver Erkenntnisfähigkeit, oder eben auch gar nicht.

Allen Unkenrufen zum Trotz, kommt er jedoch, zunächst ganz langsam, dann immer schneller auf uns zu, und zuletzt muss ein kleiner Teil von uns aufpassen den Sprung auf seine unterirdisch angelegte Oberfläche nicht zu versäumen. Die Zeit der Umsiedelung ist entscheidend. Wer zu lange wartet, der wird vergessen werden, und wer zu früh geht, der kann leicht verrückt werden.

Aber, einmal angekommen, erwarten die Glücklichen, kleine Wälder und Seen, schöne Behausungen, ein ausgesuchter Proviant und eine Menge seltsamer Freunde, die alle der Meinung sind, sie hätten den Lauf der Zeiten gelenkt. Dann fühlen die Seligen den Aufstieg in die Gefilde ewiger Erneuerung, im Rahmen der Vernunft – einem Gebilde, das vorher, praktisch immer von allen arg vernachlässigt wurde!

Veröffentlicht / Quelle: 
Auf anderen Webseiten

Interne Verweise

Kommentare

15. Dez 2015

Feine Geschichte, voll Phantasie -
Passieren tut so was ja nie...

LG Axel