Museumsbesuch

Bild von Bernd
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Es sollte ein kultureller Abend werden. Meine liebe Begleiterin und ich fuhren zur Eröffnungsfeier einer Kunstausstellung im großen Landesmuseum. Wir waren nicht die Einzigen, die einen schönen Abend verbringen wollten. Wahrscheinlich waren es über 400 Personen, die stehend, mit gespitzten Ohren dem ersten Veranstaltungsredner lauschten. Bei dem zweiten Redner waren die Ohren schon nicht mehr ganz so gespitzt. Die nächsten Redner mussten, je nachdem wann sie am Rednerpult standen, in kleine Augen, weit aufgerissenen Mündern und der letzte sogar auf Gäste gucken, die sich im Schneidersitz auf dem Boden niedergelassen hatten.
Endlich hatten alle Redner Gelegenheit gehabt ihre Gäste zu foltern und der Eingang zur großen Ausstellung von Deutschlands berühmtesten Maler wurde geöffnet. Die kulturell interessierte Masse drängte sich hinein.

Ich nahm meine nette Begleiterin an die Hand und ging zügig in einen Seitengang der Ausstellung. Später ging es nicht mehr so zügig voran, denn die bebilderte Masse kam uns entgegen. Trotzdem schafften wir es alle Ausstellungsstücke zu betrachten, bevor wir in den vorletzten Raum der Ausstellung kamen.
Hier erschlug uns fast ein Wandbild von ungefähr 6 mal 6 Meter Größe. Die Farben dieses Kunstwerks leuchteten so intensiv, dass ich das Gefühl hatte, sie strahlen eine Energie aus. Im Ausstellungskatalog stand, dass es ein Relief ist und dadurch diese einmalige farbliche Wirkung entsteht. Ich trat ganz nah an das Kunstwerk heran, doch erst als ich mir meine Lesebrille aufsetzte, konnte ich im kalten Licht der Ausstellungsscheinwerfer ein feines Relief erahnen. Unbewusst führte ich meine rechte Hand zu dem Bild und tippte es mit der Spitze meines Zeigefingers leicht an. Ein hauchfeines Relief war zu fühlen.

„Sie haben das Exponat berührt. Ich brauche Ihren Personalausweis“, schallte es im selben Moment in meinem linke Ohr.
Ich drehte mich nach links und sah einen Asiaten in Uniform. Auf seiner linken Brust erkannte ich ein Schild mit der Aufschrift Security. Ich guckte den Wächter, der fast einen Kopf kleiner war als ich, durch seine dicken Brillengläser stumm in die Augen.
„Ich muss Ihre Anschrift haben, geben Sie mir bitte Ihren Personalausweis“, sagte er wieder sehr laut, damit ich es im Stimmengewirr der Ausstellungsbesucher auch deutlich höre.
Überrascht erstarrte ich kurz und tat gar nichts. Der kleine Wachmann hob seine linke Hand vor dem Mund und sprach in seine Hand: „Hier gibt es wieder eine Exponatenberührung. Raum 14 Exponat 1.“ Tolle Technik, dachte ich.
So plötzlich wie ich mich zu dem Wachmann drehte, so plötzlich drehte ich mich zurück zum Kunstwerk und suchte die Stelle die ich berührt hatte. Trotz Lesebrille fand ich sie nicht wieder.
„Bitte geben Sie mir Ihren Ausweis. Sie haben das Exponat berührt“. Der Asiate wiederholte in akzentfreiem deutsch seinen Wunsch.
Ich guckte meine Begleiterin rechts neben mir an und erkannte, dass die Blässe ihres Gesichts blasser war als vor 2 Minuten. Sie richtete erschrocken ihren Blick auf etwas hinter mir. Ich drehte mich um und schon dröhnte eine kräftige Bass-Stimme in meinem Kopf.
„Sie haben das Exponat berührt. Ich brauche Ihren Ausweis.“ Erschreckend war, dass die Stimme zu einem Hünen gehörte, der deutlich über 2 Meter groß war. Auch er hatte an seiner linken Brust ein Schild mit der Aufschrift Security. Der Security-Hüne erkannte wahrscheinlich meine Überraschung und sprach mich im angemessenen Tonfall an: „Guten Tag. Savering ist mein Name vom Museum-Sicherheitsdienst. Sie haben das Exponat berührt und ich brauche deshalb Ihren Personalausweis.“
Ich war sprachlos. Fast hilfesuchend drehte ich mich zu meiner Begleiterin um und erkannte, dass ich von ihr keine Hilfe erwarten konnte. Ihre Blässe war noch blasser geworden.
Bewegungsunfähig stand ich dem Hünen gegenüber.

Vielleicht war es die Energie der Farben, die mir einen brillanten Einfall bescherten. „Warum soll ich Ihnen meinen Personalausweis geben?“
Freundlich antwortete der Security-Hüne: „Sie haben das Exponat berührt. Es ist Vorschrift, dass wir dann die Personalien der Besucher aufnehmen müssen.“ Obwohl er sehr freundlich sprach und sogar einen freundlichen Gesichtsausdruck dabei hatte, gefiel mir seine Vorschrift nicht.
„Wessen Vorschrift?“, fragte ich ihn und war bemüht, auch einen freundlichen Ton zu treffen und ein freundliches Gesicht zu zeigen.
„Unsere Vorschrift. Die des Museums“ sagte er immer noch freundlich, wenn auch deutlich lauter.
„Ihre Vorschrift gefällt mir nicht“, entgegnete ich ihm freundlich und laut.
Trotzdem hatte er mich wohl nicht verstanden, denn er guckte sehr fragend. Gesagt hat er lange nichts.
Ich wollte mich wieder meiner Begleiterin zuwenden, als seine Bass-Stimme erneut dröhnte. „Sie haben ein Exponat berührt. Bitte geben Sie mir sofort ihren Ausweis.“
„Warum?“,fragte ich nur kurz und kümmerte mich um die Dame neben mir.
Der Hüne gab keine Ruhe. Er stellte sich jetzt seitlich zu uns und ließ seinen Bass wieder erschallen. „Sie haben ein Exponat berührt und es ist Vorschrift, dass Ihre Personalien aufgenommen werden.“
Langsam wurde mir die Bass-Stimme zu penetrant. Während ich meiner Begleiterin den rechten Arm streichelte und sie liebevoll anguckte, überlegte ich, wie ich mit diesem Hünen weiter verfahren könnte. Im Augenwinkel sah ich, wie auch er seine linke Hand zum Mund führte und hinein sprach.
Tolle Technik, darüber musst du dich mal erkundigen. Wegen der unklaren Situation wollte ich den Hünen jetzt nicht darauf ansprechen.

Funktionieren tat sie, denn eine Minute später stand ein dritter Herr in Uniform und einem Schild Security an der Brust neben uns. Es war ein etwas älterer Herr. Er hatte einen sehr ernsten Gesichtsausdruck und seine vielen Falten im Gesicht erweckten bei mir den Eindruck, dass er der Chef sein könnte, der in diesem Beruf schon viel erlebt hatte.
Ungerührt davon, dass ich meine Begleiterin aufmunterte, sprach er auf mich ein. „Guten Tag. Ich bin Herr Pulver. Ich bin der Leiter des Museums-Sicherheitsdienstes. Ich bitte Sie, sich auszuweisen, denn Sie haben ein Exponat berührt.“
Ich fand seine Ansprache unpassend und beachtete ihn nicht. Viel wichtiger war mir, dass es meiner lieben Begleiterin wieder besser geht.
Anscheinend kam er sich nicht ernst genommen vor, denn er kam, ohne uns zu berühren, sehr nah heran und wiederholte den Satz, den ich nun schon auswendig kannte.
Mir dämmerte es, dass es an der Zeit war, diese Störungen unseres Museums-Besuches wirklich Ernst zu nehmen. Ich wandte mich ihm zu

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geschrieben im April 2017
In Wirklichkeit gab ich dem asiatisch aussehenden Mitarbeiter meinen Personalausweis.

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