Entwicklungswege

Bild zeigt Alf Glocker
von Alf Glocker

Voller Ehrfurcht verbeugt sich das kleine Schweinchen vor dem Bösen Wolf, Bugs Bunny knabbert verträumt an seiner Möhre und der rosarote Panther lässt grüßen, wenn Wahlkampf ist. Da mischt sich einfach jeder ein – bei jedem Wetter und unter allen (widrigen) Umständen. Der Teufel kümmert sich um die armen Seelen und die Stände, an denen sie (die armen Seelen) verkauft werden, nehmen überhand im Land. Sie sprießen aus dem Boden wie Unkraut und so manch einer macht sich dumme Gedanken um den Wert oder Unwert von Politikern …

Dabei ist alles doch ganz einfach! Wir müssen uns über gar nichts Sorgen machen … Es hat doch immer alles geklappt, in welchem Stadium wir, die Säugetiere, uns auch befunden haben. Unter den Dinos hatten wir viel Spaß: Sie fraßen uns, wo sie uns kriegen konnten, und wir haben uns trotzdem vermehrt wie die Ratten, denn wir waren ja auch welche. Aber auch unsere Vorfahren, die Amphibien, waren quasi Ratten. Wir haben uns nie als was Besseres gefühlt – wozu auch. Alle sind gleich!

Als wir dann so langsam Primaten wurden (nachdem uns jemand die Dinos vom Hals geschafft hat), da wurden wir eingebildet. Wir blickten aus unseren Bäumen auf die Ratten herab und wir hüpften den Schlangen davon, oder ließen uns nicht von den Krokodilen vernaschen, die uns an die Dinos erinnerten … und wir wurden „unsagbar klug“. Auf einmal benutzen die Ersten von uns Werkzeuge. Manche träumten sogar damals schon davon, Flughörnchen zu werden. Aber das ging nur über den Umweg Leonardo da Vinci. Später dann Alfred Whitehead … auch wenn uns der noch gänzlich unbekannt war. Und „Politik“ machten bei uns die Paviane.

Sie hatten die geschwollensten Hinterteile und die schärfsten Zähne im Affenuniversum. Das hinterließ einen bleibenden Eindruck. Das gravitätische Auftreten ihrer Stammesführer ließ die kleineren Individuen bis ins Mark erschauern – was den Frauen gefiel und die Kinder zahlreich werden ließ. Dann kam der Bruch! Bereits als Neandertaler erschütterten uns ernste Zweifel an der Zukunftsgestaltung durch modernere Typen und deshalb aßen wir diese vorsichtshalber auf, wenn wir ihrer habhaft werden konnten … bis der riesige Vulkanausbruch kam.

Dadurch glaubten alle Übriggebliebenen plötzlich an einen Gott, aber damals nur ganz vorsichtig, denn man setzte vor allem auf Fortschritt. Mit den Ratten, die wir einmal gewesen waren, wollte plötzlich niemand mehr etwas zu tun haben, und außerdem übertrugen die – wie ein paar wenige von uns feststellten – die Pest. Mit Viren aber versuchte keiner von uns verwandt sein und deshalb engagierten wir den komischen Herrn mit der Flöte. So ging es langsam aufwärts bis zu den Griechen … von denen einer schließlich auf eine bahnbrechende Idee kam …

Tyrann werden? Das kann jeder (sagten sie)! Sich dämlich ausspitzeln lassen, Ringelpietz mit einflussreichen Reichen veranstalten, Missbrauch von Arbeitskräften dulden und die Grenzen für jeden Angreifer öffnen, der gerade Lust hat, uns mit seinen ganz besonderen Werten zu überschwemmen – was soll dabei sein? Nehmt irgendwen von der Straße (findige Philosophen schlagen das ja bereits erneut vor) und gebt ihm das Amt … Leute von geistigem Rang tippen darauf: Das funktioniert genauso, wenn nicht besser, als die bisher erprobten Regierungsmodelle!

Das war aber dann leider unsere letzte „Amtshandlung“, denn auch wir wurden abgelöst. Irgendwann hatte die Natur genug von diesem Versuch, etwas geschaffen zu haben, das sich sowohl in der angewandten Erotik wie auch in der Philosophie auskennen sollte, ohne dabei einen nennenswerten Dachschaden davonzutragen. Was wir dann wurden, lässt sich schwer beschreiben ... nichts Aufsehenerregendes jedenfalls – nur ein Sorte von lächerlichen Superprimaten, die in aller Ruhe das Ende der Welt abzuwarten geneigt sind.

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